Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

kleinen Steinen tapeziert. An der Röhrenwand entlang findet man 
kleine, schwarzliche Hervorragungen; diese sind die letzten Uber- 
bleibsel seiner Verdauung. Wir wollen die schwarzen Massen den 
Humus des Wurmes nennen; denn wie Humus, wie fette, schwärz- 
liche Ackererde sehen sie allerdings aus und sind fruchtbar wie 
diese. Alte, verlassene Wurmröhren sind damit ziemlich regel- 
mãßig tapeziert oder angefüllt. Bei Versuchen eines horschers 
wurden Würmer in ein Glasgefäß von m Durchmesser gesettt, 
welches bis „m Höhe mit Sand gefüllt und darüber mit einer 
Schicht abgefallener Blätter bedeckt war. Die Würmer machten 
sich schnell ans Werk; nach 1 Monaten waren viele Blätter bis 
8 em tief in den Sand hineingezogen; an der Oberfläche lag eine 
Humusschicht von 1 cem Höhe, und im Sande waren zahlreiche 
Wurmròhren, teils frisch, teils mit einem innern Humusũberzug von 
3 mmn Dichke behleidet, teils ganz mit Humus gefüllt. 
Wenn nun Pflanzen auf einem von Würmern durchzogenen 
Boden wachsen, so finden sich in den etwas alteren Rõhren Wurzeln 
derselben, üppig entwickelt, bis zum Ende der Röhren kriechend, 
mit zahlreichen Saughaaren, welche den Humus der Waände auf- 
saugen. In der Tat müssen solche Röhren dem Wachstum der 
Wurzeln aàußerst günstig sein; sie finden daselbst Raum in der 
Richtung senkrecht abwärts, Feuchtigkeit und Nahrung. Es scheint 
sogar, daß die meisten Wurzeln, namentlich die dũnnen, biegsamen 
Saugwurzeln, nur da in den Untergrund hinabdringen können, wo 
die Wũürmer ihnen den Pfad vorgezeichnet haben. 
3. Im ganzen also besteht die Tatigkeit des Regenwurms darin, 
daß er die Verwandlung der pflanzlichen Abfallstoffe in Dünger 
beschleunigt, den Untergrund auflockert, den Wurzeln Wege in 
diesem erõffnet und sie zugleich auf diesen Wegen mit Nahrung 
versorgt. Sogar was er selbst den Pflanzenresten an Nahrung für 
sein Dasein entnimmt, das liefert er getreulich wieder ab; wahrend 
des Lebens atmet er es als Kohlensäure aus und setzt es als 
Schleim ab — beides Dinge, welche die Pflanzen zu ihrem Wachs- 
tum verwerten —, nach seinem Tode dient sein verwesender Körper 
selbst als Duünger. Daß er Wurzeln anfresse, ist reine Verleumdung; 
nie findet man Reste frischer Wurzeln in seinem Magen; der Arme 
mũßte verhungern, wenn er vor so hartes Futter gestellt würde. 
Nun die Lehre: Bis vor dreißig Jahren schlug man die Maul- 
würfe und Regenwürmer tot, weil sie Feinde des Landmannes 
seien. Dann lernte man die Maulwũrfe schonen, weil sie die Wũrmer 
fressen. Jetzt zeigt sich, daß der Wurm ein braves Geschöpf ist, 
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