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des Hausherrn, rings umgeben von den kleineren Häuschen der Frauen und
Kinder. Zwischen und hinter den Häusern finden sich Gärtchen mit Bananen,
Weinpalmen und Tabak. Die Höäuser sind fast quadratisch angelegt und
meist recht klein. Die Wände bestehen aus einem Geflecht von Palmblatt—
rippen, das sauber mit rötlichem Lehm beworfen ist. Das spitze, steile Dach
ist mit Gras bedeckt. Ins Innere eines Hauses führt nur eine einzige kleine
Offnung, die mit einer Schiebetür verschlossen wird. Es gehört Gewandtheit
dazu, durch dieses Loch in das Haus zu schlüpfen. Eine sorgfältig aus
Palmblattrippen gefertigte Decke schließt den inneren Raum nach oben ab;
so verlangen es die kühlen Nächte Von Möbeln findet sich fast nur eine
niedere Pritsche. Dagegen herrscht anerkennenswerte Reinlichkeit.
Man sieht in Bali beinahe lauter große, kräftige Gestalten. Auch
unter den Frauen gibt es wahre Hünengestalten.
Als Kleid tragen die Männer einen Lendenschurz und darüber eine
Art Hemd ohne Ärmel. Nie fehlt der Ledergürtel mit einem oder mehreren
messerähnlichen Dolchen, ebensowenig die Tasche aus Bast oder Fell, die an
der Seite getragen wird.
Der Bali ist stolz. Die Stämme an der Küste nennt er nur die Busch—
leute. Furcht scheint er nicht zu kennen, auch nicht, wenn er allein nach der
Küste wandert und in den Wäldern übernachtet. Seine Kunstfertigkeit ist
nicht zu verachten. Sowohl die Schmiedekunst als auch die Korbflechterei
sind in Bali daheim. Die Baumwolle, die im Lande wächst, wird mit der
Spindel gesponnen und weiß oder gefärbt als Strickgarn verwendet. Im
Sticken ihrer schönen Gewänder wird mitunter Erstaunliches geleistet. Der
Feldbau bleibt meist den Frauen überlassen. Von der Wein-Palme gewinnt
man einen erfrischenden Palmwein und gutes Bauholz. Für den sehr
starken Hausgebrauch pflanzt jedermann seinen Rauchtabak. — Die Haupt—
stärke der Bewohner von Bali ist der Handel. Seit die deutsche Regierung
für sichere Straßen gesorgt hat, ziehen sie einzeln und truppweise nach der
Küste mit Elfenbein, Speeren, Dolchen, Pfeifen, Taschen, in neuester Zeit
auch mit Ziegen und Schafen. Der Erlös wird in Perlen, Stoffe, Busch—
messer usw. umgesetzt. Aber was ist das alles gegen den Sklavenhandel,
wie er einst dort geblüht hat! Daß die deutsche Regierung den Sklaven—
handel verboten hat, das haben die Bali noch nicht verwunden. Seit Jahren
liefert nun ihr Land Hunderte von Arbeitern für die großen Pflanzungen
am Kamerungebirge. Aus dem „Kollektenblatt“ (Sammlung kolonialer Lesestücke).
230. Eine heidnische Gerichksverhandlung.
Am 6. August 1899 starb ganz unerwartet der Oberhäuptling von
Ebolova in Kamerun. Nach dem heidnischen Glauben der Neger konnte der
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