Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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des Hausherrn, rings umgeben von den kleineren Häuschen der Frauen und 
Kinder. Zwischen und hinter den Häusern finden sich Gärtchen mit Bananen, 
Weinpalmen und Tabak. Die Höäuser sind fast quadratisch angelegt und 
meist recht klein. Die Wände bestehen aus einem Geflecht von Palmblatt— 
rippen, das sauber mit rötlichem Lehm beworfen ist. Das spitze, steile Dach 
ist mit Gras bedeckt. Ins Innere eines Hauses führt nur eine einzige kleine 
Offnung, die mit einer Schiebetür verschlossen wird. Es gehört Gewandtheit 
dazu, durch dieses Loch in das Haus zu schlüpfen. Eine sorgfältig aus 
Palmblattrippen gefertigte Decke schließt den inneren Raum nach oben ab; 
so verlangen es die kühlen Nächte Von Möbeln findet sich fast nur eine 
niedere Pritsche. Dagegen herrscht anerkennenswerte Reinlichkeit. 
Man sieht in Bali beinahe lauter große, kräftige Gestalten. Auch 
unter den Frauen gibt es wahre Hünengestalten. 
Als Kleid tragen die Männer einen Lendenschurz und darüber eine 
Art Hemd ohne Ärmel. Nie fehlt der Ledergürtel mit einem oder mehreren 
messerähnlichen Dolchen, ebensowenig die Tasche aus Bast oder Fell, die an 
der Seite getragen wird. 
Der Bali ist stolz. Die Stämme an der Küste nennt er nur die Busch— 
leute. Furcht scheint er nicht zu kennen, auch nicht, wenn er allein nach der 
Küste wandert und in den Wäldern übernachtet. Seine Kunstfertigkeit ist 
nicht zu verachten. Sowohl die Schmiedekunst als auch die Korbflechterei 
sind in Bali daheim. Die Baumwolle, die im Lande wächst, wird mit der 
Spindel gesponnen und weiß oder gefärbt als Strickgarn verwendet. Im 
Sticken ihrer schönen Gewänder wird mitunter Erstaunliches geleistet. Der 
Feldbau bleibt meist den Frauen überlassen. Von der Wein-Palme gewinnt 
man einen erfrischenden Palmwein und gutes Bauholz. Für den sehr 
starken Hausgebrauch pflanzt jedermann seinen Rauchtabak. — Die Haupt— 
stärke der Bewohner von Bali ist der Handel. Seit die deutsche Regierung 
für sichere Straßen gesorgt hat, ziehen sie einzeln und truppweise nach der 
Küste mit Elfenbein, Speeren, Dolchen, Pfeifen, Taschen, in neuester Zeit 
auch mit Ziegen und Schafen. Der Erlös wird in Perlen, Stoffe, Busch— 
messer usw. umgesetzt. Aber was ist das alles gegen den Sklavenhandel, 
wie er einst dort geblüht hat! Daß die deutsche Regierung den Sklaven— 
handel verboten hat, das haben die Bali noch nicht verwunden. Seit Jahren 
liefert nun ihr Land Hunderte von Arbeitern für die großen Pflanzungen 
am Kamerungebirge. Aus dem „Kollektenblatt“ (Sammlung kolonialer Lesestücke). 
230. Eine heidnische Gerichksverhandlung. 
Am 6. August 1899 starb ganz unerwartet der Oberhäuptling von 
Ebolova in Kamerun. Nach dem heidnischen Glauben der Neger konnte der 
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