231. Unsere Togoneger als Uckerbauer.
Wer in Togo weilt, wird bald erfahren, daß unsere Schwarzen recht
fleißige und sorgsame Ackerbauer sind. Zwar haben sie keine landwirtschaft⸗
lichen Maschinen, selbst Egge und Pflug sind ihnen unbekannt. Sie arbeiten
nur mit der Hacke. Deshalb müssen sie, namentlich bei Anlage neuer Felder,
sehr tapfer zugreifen und unermüdlich schaffen, um den wilden Busch zu
roden und die Erde für die Aussaat vorzubereiten. Ist das Gestrüpp gar
zu dicht, so legt man Feuer daran und läßt es abbrennen. Die Asche gibt
dann noch einen wertvollen Dünger ab. Mit Beginn der Regenzeit ist das
Land so weit geklärt und gelockert, daß die erste Einsaat erfolgen kann. Diese
wird im März und April dem Boden anvertraut, und zwar pflanzt man
jetzt Bohnen, Erdnüsse und Erderbsen, süße Kartoffeln, Pfeffer und mehrere
Sorten Zwiebeln. In der Ebene kommen noch Yams und Mais hinzu, die
beide nicht vor April ausgepflanzt werden. Die zweite Einsaat beschränkt
sich auf Reis und ein geringeres Knollengewächs, die Kassada. Sie geht im
Mai und Juni vor sich und dauert zuweilen bis in den August, damit die
kleine Regenzeit sofort ihre befruchtende Wirkung auszuüben vermag.
Von größter Bedeutung ist jedenfalls der Anbau des Yams. Der
Bauer hackt im März auf seinem Felde in Abständen von 1bis 1m
etwa fußhohe Erdhäufchen zusammen, in die er gegen Ende April je eine
kleine Saatknolle steckt. Nach wenigen Wochen treibt die Knolle eine Ranke,
die sich an einer Stange hinaufwindet. Bei fruchtbarer Witterung liefert
ein Yamsstock zwei, auch drei Knollen, die in der letzten Septemberwoche
ausgewachsen, aber noch nicht reif sind. An Gewicht erreichen diese durch—
schnittlich 8 bis 10 kg; in ihrer Gestalt gleichen sie einer Riesengurke. Nun
wird im ganzen Lande, soweit es heidnisch ist, das Yamsfest gefeiert, bei
dem unter Trommeln, Tanzen, Singen und Schmausen dem Schutzgeist der
Felder einige Stückchen NYams dargebracht werden. Von nun an hat der
Bauer die Erlaubnis, seinen Bedarf von der neuen Frucht zu decken.
Die eigentliche Namsernte findet jedoch erst im Dezember statt. Man
schneidet die dürr gewordenen Ranken ab, gräbt die reifen Knollen aus und
trägt sie nach dem eigens aus Stecken und Stangen erbauten Yamshause,
das auf keiner Pflanzung fehlen darf. Die Knollen werden vorsichtig an
den Wänden aufgestapelt und mit trockenen Schlingpflanzen festgebunden.
Oben ist das Haus mit Palmenzweigen nur locker bedeckt, damit Licht und
Luft genügenden Zutritt haben, um die Knollen vor Fäulnis zu bewahren.
Im Durchschnitt erntet der schwarze Bauer jährlich 800 bis 1000 Yams⸗
knollen, die in den trockenen Monaten ein wichtiges Nahrungsmittel bilden.
Die Knollen schmecken ähnlich wie unsere Kartoffeln, sind aber etwas
mehliger. Sie werden geröstet und gesotten, meistens aber zu „Fufu“, einem
522