Full text: Deutsches Lesebuch mit Bildern für einfache Schulverhältnisse

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Euren Sohn kann ich nicht geben für noch so vieles Geld; 
euer Sohn, und der muß sterben im weit und breiten Feld. 
Was lauft ihr, was rennt ihr nach fremdem Dienst und Land? 
Es hat's euch niemand geheißen, dient ihr dem Vaterland! 
366. Der Luftballon. 
Mach Thomas.) 
Auf hölzernen und eisernen Schiffen durchfurcht der Mensch das weite 
Meer, mit den Flügeln des Dampfes rollt er auf Eisenbahnen windschnell 
dahin, und selbst hoch über die Erde in die blauen Lüfte erhebt er sich, 
getragen von einer gasgefüllten Kugel aus dünner Seide. Wer sich auf ein 10 
Schiff oder einen Dampfwagen setzt, weiß, wohin er will, und erreicht auch 
in den meisten Fällen sein Ziel. Nicht so der Luftschiffer. Er steigt auf, 
das Gas hebt, die Windströmungen führen ihn, und er ist zufrieden, wenn 
er wohlbehalten den festen Erdboden wieder betreten kann. Und so ist es, 
nachdem die Erfindung nahe vor ihrem hundertsten Geburtstage steht, auch 15 
heute noch. Die Luft ist frei, die Lust, sich nach Belieben darin fortzubewegen, 
ist groß, aber es fehlt uns das lenkbare Fahrzeug, welches der Ballon wohl 
niemals werden kann. 
Das Fliegen hat dem Menschen von jeher im Sinne gelegen. Bevor 
man darauf kam, der leichten Luft etwas noch Leichteres entgegen zu setzen, 20 
um in die Höhe zu kommen, war der nächstliegende Gedanke immer der, sich 
ein Paar tüchtige Flügel anzuschnallen und sich mit eigener Kraft in die Lüfte 
zu erheben. Schon die altgriechische Fabellehre erzählt von Dädalos nebst 
seinem Sohne Ikaros, die sich aus der Gefangenschaft zu Kreta durch künst— 
liche Flügel befreiten, welche sie mit Wachs zusammengeklebt hatten. Jlaros 25 
flog so nahe an die Sonne, daß das Wachs schmolz und er hinabstürzend 
im Meere ertrank. Diese Geschichte hätte Münchhausen auch erfinden können. 
Heute wissen wenigstens alle besser unterrichteten Leute, daß der Mensch mit 
seiner eigenen Kraft nicht von der Erde abkommen kann, möge er sich Maschinen 
ersinnen, wie er immer wolle. Was fliegen soll, hat Gott der Herr dem 80 
ganzen Körperbau nach darauf eingerichtet, und alle fliegenden Geschöpfe haben 
im Verhältnis einen viel leichteren Körper und eine weit größere Muskelkraft 
als der Mensch. Hätte dieser von Natur Flügel, so müßten die Muskeln 
derselben vielleicht fünfzigmal so stark sein als seine jetzigen Arme. 
Es giebt zweierlei Arten von Luftballons, solche, die mit erwärmter und 85 
dadurch erleichterter Luft, und solche, die mit einer noch leichtern Gasart gefüllt 
werden. Die ersteren sind die älteren. Daß die erwärmte Luft in die Höhe 
steigt, also leichter ist, als die gewöhnliche Luft, zeigt jedes Feuer, welches 
Rauch aufsteigen läßt, sowie auch jede Seifenblase, welche mit der im mensch— 
lichen Körper erwärmten Luft gefüllt wird. 
Von dünnem Seidenpapier kann man sich leicht selbst einen Luftballon 
anfertigen. Man klebt mehrere Bogen zu langen Streifen an einander. In 
der Mitte behalten die Streifen ihre volle Breite. Nach beiden Enden aber 
werden sie (wie das Bild zeigt) in gebogenen Linien zugespitzt. Diese Streifen 
klebt man an den Kanten mit Stärkekleister zusammen. Unten läßt man eine 45 
ziemlich große Offnung, um die durch eine Spiritusflamme oder ein Kohlen— 
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