Full text: [Oberstufe, [Schülerband]] (Oberstufe, [Schülerband])

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mit ihren Rüsseln ihre wilden Brüder derb durch, sobald sie sich nicht 
fügen wollen. 
In der kurzen Zeit von 5 bis 6 Wochen lernt das Tier seinen 
Wärter kennen, der es nach und nach von seinen Fesseln befreit und nach 
b Monaten frei herumführen kann. Zu seiner Zähmung bedient sich derselbe 
mancher Mittel; bald schmeichelt er ihm, indem er ihn mit einem 
am Ende zerschlitzten Bambusrohre an Kopf und Rüssel krabbelt und die 
Fliegen von seinen Wunden verjagt; bald droht er ihm, jedoch selten, mit 
einem mit Eisen beschlagenen Stock; womit er ihn bisweilen auch stachelt. 
Damit er kühl bleibt, bespritzt er ihm den ganzen Körper mit Wasser, 
hütet sich aber bei alledem, in den gefährlichen Bereich seines Rüssels zu 
kommen. Endlich tritt er ihm vorsichtig näher, kratzt und streichelt ihn 
und spricht in sanftem Tone mit ihm. Wird der Wärter nach und nach 
mit ihm vertrauter, so springt er von einem zahmen Elefanten aus ihm 
auf den Rücken und, sobald er noch zahmer wird, auf den Hals. Von 
dieser Stelle aus lenkt er später den Elefanten, wohin er will. Ist letz— 
terer auch endlich ganz gezähmt, so muß man doch stets den Ort mit ihm 
vermeiden, wo er gefangen worden ist, weil er sich dort seiner Freiheit 
wieder erinnert und meistens entflieht. 
Im Jahre 1782 entfloh ein Elefant auf einer Tigerjagd. Nach 18 
Monaten wurde er mit einer Herde gefangen und von fseinem Führer 
wieder erkannt, welcher auf einem Elefanten auf ihn zuritt und ihm be— 
fahl, sich niederzulegen. Ganz erstaunt gehorchte er augenblicklich. 
It der Elefant gezähmt, so ist er für den Menschen ein sehr nütz- 
liches Tier; er wird zum Tragen und Ziehen abgerichtet und ist auf 
der Tigerjagd fast unentbehrlich. Er kann eine Laft von' 200 bis 4000 
Pfund tragen. 
Beispiele von seiner Klugheit, Dankbarkeit, aber auch Rachsucht giebt 
es unzählige, von welchen nur die Hälfte wahr zu sein braucht, um un— 
umstößlich zu beweisen, daß seine geistigen Kräfte wein über denen eines 
Hundes stehen. Kaup. 
211. Die Kokospalme. 
Das Pflanzenreich prangt auf den Südseeinseln in üppigster Fülle, 
da Regen und Sonnenschein in hinreichender Menge vorhanden sind. Die 
wichtigste Pflanze ist die Kokospalme, welche stolz ihr Haupt über die an— 
deren Bäume erhebt und zuerst dem Seefahrer in die Augen fällt, wenn 
er der Küste sich nähert. Bald vereinzelt, bald in Gruppen stehen ihre 
schlanken, hohen Säulen mit der sich wiegenden Blätterkrone in einfach er— 
habener Majestät da, reichen Segen um sich her verbreitend. 
Nach der Volkssage ist dieser Baum zu neunundneunzig Dingen 
nutzbar. Der schwärzliche Stamm, der biswelen dreißig Meter hoch wird 
und bis 3.1 Meter Durchmesser hat, schwimmt als stolzer Mast auf 
dem Meere, trägt als Pfeiler das grüne Dach der Wohnungen und leitet 
als Röhre das Wasser vom Quell nach den Hütten. Aus den weitlaufen⸗ 
den Seitenwurzeln flicht man Körbe, aus der Nuß macht man Trink— 
geschirre. Die Fasern der Rinde und der Nußschale geben Schnüre,
	        
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