Full text: [Oberstufe, [Schülerband]] (Oberstufe, [Schülerband])

Gemahlin, welche ihm geraten hatte, wenigstens in der Not zum Herrn 
zu rufen, und betete zum Herrn: „Ich habe meine Götter angefleht, aber 
sie haben keine Macht. Nun wende ich mich zu dir und verlange an dich 
zu glauben. Errette mich aus den Händen meiner Feinde, so will ich mich 
taufen lassen.“ Die Schlacht wandte sich, er siegte und ließ sich noch in 
demselben Jahre (496) mit 3000 seiner Franken taufen. Freilich war 
sein wilder Heidensinn damit noch nicht von ihm gewichen; er hatte mehr 
den Namen als das Herz verändert und übte nach wie vor dieselbe Treu— 
losigkeit; das hinderte ihn aber nicht, soviel bei ihm stand, die Aus— 
breitung der christlichen Kirche bei seinen Franken und bei den andern ihm 
unterworfenen Völkern kräftig zu befördern. 
Mit Schutzbriefen von ihm versehen ging ein frommer Mönch, 
Fridolin aus Irland, zu den Alemannen den Rhein aufwärts bis Basel. 
Dort lag eine Insel im Rhein, auf welcher er sich niederließ, und nun 
predigte er das Evangelium allen, die sich aus den Wäldern und Bergen 
ringsumher herzufanden. Der König schenkte ihm die Insel, und er baute 
auf ihr ein Kloster, dessen Mönche nachher sein Werk fortsetzten. 
Fridolin war schon über funfzig Jahre tot, als wiederum aus den 
Klöstern Irlands zwölf Männer unter der Leitung Kolumbans sich auf— 
machten, noch in der Kraft der Jugend, den Heiden zu predigen. Sie 
kamen durchs Frankenreich ins Vogesengebirge, baueten bei den Trümmern 
einer alten Burg ein Kloster, predigten, beackerten das umliegende Land 
und unterrichteten groß und klein, so viele ihrer von den Alemannen 
herzukamen. Nach und nach wurden noch mehr Klöster gestiftet und mit 
bekehrten Alemannen bevölkert. Die Ernte war groß; aber eine böse Königin 
welche in jenen Tagen über die Franken herrschte, vertrieb die Arbeiter 
nach zwanzigjähriger Mühe. Sie zogen nun an den Bodensee. Jene Gegend 
war schon in früheren Zeiten von Christen bewohnt gewesen ; aber der wilde 
Hunnenkönig Attila, der während der Völkerwanderung nach Deutschland 
eingebrochen war, hatte das Land verwüstet, und nur wenige Spuren der 
früheren Christenzeit wurden noch angetroffen. In die von Menschen ver— 
lassenen Einöden waren heidnische Alemannen eingerückt, und diesen predigten 
die Missionare nun das Evangelium in den Trümmern einer christlichen 
Kirche. Zugleich bauten sie Gärten, pflanzten Obstbäume, flochten Netze 
zum Fischfange und nährten also sich selbst nebst vielen armen Leuten. 
Als jene Königin der Franken sie auch hier verfolgte, zogen zwei von ihnen, 
Kolumban und Siegbert, noch weiter in die Apen. Nicht weit von den 
Quellen des Rheins, am Gotthardsberg, sammelte Siegbert eine Gemeinde 
und gründete ein Kloster; Kolumban aber stieg über die Berge und predigte 
den Longobarden. Dort ist er in Frieden gestorben, nachdem er lange 
Jahre unter großem Segen gearbeitet und besonders viele Jünglinge zu 
Boten des Evangeliums zugerichtet hatte. 
Ein anderer von den Gehülfen Kolumbans, Gallus, suchte sich einen 
Wohnplatz in der Wildnis, welche an den Bodensee grenzte. Man schilderte 
ihm die Gefahren, die ihm von wilden Tieren dort droheten; er aber 
sprach: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein! Der Gott, welcher 
Daniel aus der Löwengrube befreit hat, vermag mich auch aus den Klauen 
der wilden Tiere zu retten.“ Spät abends kam er mit seinem Gefährten
	        
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