Full text: [Oberstufe, [Schülerband]] (Oberstufe, [Schülerband])

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Heiden, welche dem Flusse zuliefen, um sich zu baden. Sie stürzten 
auf ihn zu und umfingen ihn mit höhnendem Geschrei. Er aber 
wusste, in wessen Hand sein Leben stebe; gefasst und rubig trat er 
ihnen entgegen, und als er auf die Frage, vohin er wolle, antwor- 
tete, ex ziehe weiter in die Wildnis, so liessen sie ihn ungehindert 
ziehen. Endlich kam er in eine schöne Gegend; die schien ihm 
passend zum Bau eines Klosters. Nun hbolte er Bonifacius herbei; 
auch der fand den Ort geeignet. Jetzt vurden Bäume ausgerodet, 
Kalköfen gebaut, und sehon nach Jahresfrist waren hohe Mauern 
erbaut. Diese Stiftung, die bereits zu Sturms Zeit 400 Brüder 
zãhlte, ward eine gesegnete Anstalt zur Ausbreitung des Evangeliums. 
Bonifacius war nun hochbetagt und wulste, dass sein Tod nicht 
mehr fern sei. Da erwachte in ihm seine Jugendliebe zu dem 
Friesenvolke. Nachdem ihm in einem seiner Schüler ein Nach— 
folger bestellt war, fuhr er mit 52 Priestern, Diakonen, Mönchen 
und Dienern den Rhein hinab. Predigend und taufend gelangte 
er ins Friesenland. Auf einen bestimmten Tag hatte er die Neu— 
getauften zur Einsegnung bestellt. Er erwartet sie; aber bald ver- 
nimmt er wildes Geschrei. Eine Schar heidnischer Friesen kommt, 
den Feind ihrer Götzen zu ermorden und zu berauben. Mit Ge- 
walt dringen sie auf seinen Lagerplatz zu. Die Diener des Boni- 
facius greifen zu den Waffen; eêr aber vehret ihnen: „Lasset ab, 
meine Diener, lasset ab vom Streite; die heilige Schrift lehrt uns 
ja, Böses nicht mit Bösem, sondern mit Gutem zu vergelten. Schon 
Jange habe ich mieh nach diesem Tage gesehnt; die Zeit meiner 
Aufsösung steht nun bevor. Seid stark im Herrn; nehmt geduldig 
an, was seine Gnade uns schickt. Vertraut ihm, er vird unsre 
Seelen retten!“ Ahnlich ermahnte er die Priester und Diakonen. 
Einer nach dem andern, zuletzt Bonifacius, traten sie heraus aus 
dem Gezelt und boten sich dem Mordstahl der Friesen dar. Betend, 
ein Evangelienbuch in der Hand, soll Bonifacius den Todesstreich 
empfangen haben. Es wvar am 5. Juni 755. Sein Leichnam ward 
nach seinem Willen in Fulda beigesetzt, und auf einem erhabenen 
Platze vor dem Dome steht, von Erz gegossen, das Bild des gewal- 
tigen Gottesmannes in langem Mönchsgewande, mit einem von zwei 
Reisern zusammengebundenen Kreuze in der Hand, und predigt von 
dort aus dem lebenden Geschlechte: „Sei getreu bis an den Tod.“ 
Ahlfeldu. a. 
260. Karl der Große. 
Im uralten Münster zu Aachen steht ein schlichter Grabstein. Dar— 
auf sind die Worte zu lesen: „Karl dem Großen“. Bei diesem Namen 
soll jedermann an den großen Kaiser Karl denken, dessen Name vor mehr 
als 1000 Jahren gepriesen und gefürchtet war von Christen und Heiden 
bis ins ferne Morgenland; denn er führte ein siegreiches Schwert und war 
doch groß und gut und regierte christlich und weise. Er beherrschte von 
768 bis 814 das große Frankenreich, das nach und nach seine Grenzen 
süber das heutige Frankreich, Deutschland bis zur Elbe, Holland, die Schweiz, 
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