Münster, Verden, Bremen, Minden, Hildesheim und Halberstadt genannt.
Die von ihm erbaute Kirche zu Aachen schmückte er mit kaiserlicher Pracht,
und hier feierte er am liebsten die hohen Feste. Damit diese nun begangen
würden, wie sich's gebührt, berief er berühmte Lehrer des Kirchengesanges
aus Italien, daß die Franken von ihnen im Gesange unterwiesen würden.
Auch ließ er Orgeln in den Kirchen aufstellen. Gern unterhielt er sich
mit gelehrten Männern über die Vorzeit, über die Bücher der heiligen
Schrift und über göttliche Dinge; denn er dürstete nach Erkenntnis der
Wahrheit. Noch in späten Jahren lernte er fremde Sprachen und ließ
sich in den Wissenschaften unterrichten. Er schien für alles geboren. Der—
selbe Mann, der vielen Völkern Gesetze gab und über ihr Wohl wachte,
der Botschaften empfing aus allen Teilen seines großen Reiches und ge—
waltige Kriege führte zum Schutze gegen die Heiden und zuin Beistande
der Schwachen, ließ sich auf seinen Gütern die Rechnungen vorlegen, in
denen alles bis auf die Anzahl der Eier eingetragen sein mußte. Dann
überzählte er Einnahme und Ausgabe, rechnete seinen Verwaltern nach
und machte Bauanschläge, als wäre er nichts als ein Landmann. Darum
nannten ihn seine Zeitgenossen auch den Großen. Er aber nannte sich nicht
so, sondern demütigte sich in seinem Herzen und sagte: „Gott allein ist
groß, ihm allein gebührt die Ehre!“ Den Gipfel menschlicher Größe erstieg
er im Jahre 800. Der Papst in Rom hatte ihn zum Schutzherrn an—
genommen; denn er hatte dort die gestörte Ordnung wieder hergestellt und
den Papst in seiner Würde befestigt. Am Weihnachtsfeste des genannten
Jahres kniete der große Frankenkönig in der Peterskirche zu Rom betend
dem Hochaltare gegenüber. Da schritt plötzlich der Papst auf ihn zu, setzte
ihm eine Krone auf das Haupt und begrüßte ihn als römischen Kaiser
und Herrn aller Christenheit, und die Kirche hallte wieder von dem freu⸗
digen Zurufe des Volkes: „Leben und Sieg dem von Gott gekrönten,
frommen, großen und friedebringenden Kaiser von Rom!“ Das war ein
feierlicher Augenblick; das war der Ursprung und Anfang des römischen
Kaisertums deutscher Nation, das 1000 Jahre bestanden und auf die Ge—
schicke vieler Völker eingewirkt hat. Karl aber nannte sich von nun an
einen Kaiser von Gottes Gnaden und achtete sich für einen Schirmherrn
der Kirche und Vorsteher der Christenheit, dem Gott das Amt gegeben,
daß er in Kirche und Reich zum Rechten sehe. Merkwürdig, wie er gelebt
hatte, wurde er auch begraben. Im vollen Kaiserschmucke, mit Krone und
Schwert, ein goldenes Evangelienbuch auf den Knieen, ein Stück des hei—
ligen Kreuzes auf dem Haupte, die goldene Pilgertasche um die Hüften,
wurde er, sitzend auf goldenem Stuhle, in die Gruft der von ihm gestif—
teten Marienkirche zu Aachen hinabgelassen. Nach seinem Tode aber lebte
der Name des großen Karl in den Sagen und Liedern des Volkes fort,
und wollte man einen Kaiser am höchsten preisen, dann sagte man: „Er
hat gewaltet wie Karl der Großel!“ Welter.
261. Karl der Große und die Sachsen.
Die Sachsen wohnten ursprünglich im heutigen Holstein. Sie setzten
beim Lande Hadeln über die Elbe, und es gelang ihnen nach langem