Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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Daß sie der Armen und Kranken sich annimmt und ganz insonder— 
heit zu deren Dienst und Pflege „Brüder“ und „Schwestern“ ausbildet, 
ist so allgemein bekannt, daß nur daran erinnert zu werden braucht. 
Wer hätte bei uns nicht schon von den Brüdern des Stephansstiftes, 
von den Schwestern des Henriettenstiftes gehört? Schade, daß wir 
eine Schwester nicht einmal auf einem Besuchswege begleiten können, 
um den Segen zu sehen, den ihre Arbeit bringt! In dem ersten Hause 
hat sie einen Kranken umzubetten, in dem zweiten frischen Verband 
anzulegen, in dem dritten stellt sie sich an Stelle der erkrankten Haus— 
frau an Waschtubben und Kochherd und sorgt für Essen und Wäsche, in 
dem vierten vermittelt sie Arzenei, Nahrung und Kleidung, in dem 
fünften sorgt sie für das Abendessen der Familie, sowie sür Nachtruhe 
der Kranken und Kinder. 
Berichten wir jetzt noch, daß die „Innere Mission“ auch das letzte 
Lebensalter, die Greise und Greisinnen, nicht vergißt, manchen von 
ihnen aus milden Stiftungen Unterstützungen gewährt und ganz einsam 
Stehenden ein Heim bietet, in welchem sie den Lebensabend in treuer 
Pflege verbringen können, so haben wir auf die Haupt-Arbeitsgebiete 
aufmerksam gemacht und müssen nur noch erwähnen, daß auf allen 
Arbeitsfeldern die Rede laut wird: „Die Ernte ist groß, aber wenige 
sind der Arbeiter. Bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in 
seine Ernte sende.“ 
H. Rotermund (Gannoversches Lesebuch). 
93. Die Herbergen zur Heimat. 
Die Wanderlust steolet nun sinal im deutsehen Blute. Aber 
nicht nur die Wanderlust, sondern aueh die Not des Lebens treibt 
oft genug den jungen Gesellen auf die Landstrasse hinaus. 
Allein, welche Gefahren lauern hier auf unsern jugendlichen 
Wanderer! Vom Geiste der Landstreicher ist leider die Luft auf 
den Landstrassen und in den Herbergen verpestet. Die Herberge 
ist oft genug die Hochschule der Strolebe und Taugenichtse. Da 
werden dem Neublinge „warme Türklinken“ nachgewiesen; das 
sind Häuser, wo man mit Erfolg bettelt; da werden ihm „Pecht- 
kleider“ und „Fechtstiefel* geliehen, Atteste abgekauft ocder an 
geboten usw. Das Zusammengebettelte wird dann in Schnaps 
umgesetzt, und Robeit und Liederliehkeit verbreiten sich von 
hier in erschreckender Weise. 
Um diese grossen Gefahren zu verhüten, sind in fast allen 
grölsseren Städten „Herbergen zur Heimat“ gegründet worden.
	        
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