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mutter nach Hohenzieritz in Mecklenburg abreisen konnte; aber dort
wurde sie von einer tödlichen Lungenentzündung befallen. Der König
war beim Empfange dieser Nachricht tief erschüttert. Am 19. Juli
in früher Morgenstunde traf er mit seinen beiden ältesten Söhnen
in Hohenzieritz ein. Er war wie zerschmettert, als er seine Gemahlin
bereits im Sterben fand. „Mein lieber Freund,“ sagte sie mit schwacher
Stimme, „wie freue ich mich, dich zu sehen! Wer ist mit dir gekommen?“
— „Fritz und Wilhelm.“ — „Ach, welche Freude!“ — Als der König
seine Söhne dann zu der Mutter brachte, rief sie erfreut: „Ach, lieber
Fritz, lieber Wilhelm! Seid ihr da?“ Laut weinend warfen sich die
Prinzen vor dem Bett der geliebten Mutter nieder, die segnend ihre
Hand auf sie legte; dann entfernten sie sich auf den Wink des Vaters,
durften aber einigemal wiederkommen, sobald der Sterbenden noch
lichte Augenblicke geschenkt wurden. Schon kurz vor 9 Uhr morgens
am 19. JZuli 1810 betete sie deutlich: „Herr Jesu, mach es kurz!“
neigte das Haupt und entschlief. Wie gebrochen sank der König zurück,
raffte sich dann wieder auf und drückte der teuren Entschlafenen die
Augen zu, „seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunklen Bahn so
treu geleuchtet“ Darauf holte er die beiden Söhne wieder. Sie warfen
sich schluchzend auf ihre Knie und bedeckten die Hände ihrer geliebten
Mutter mit heißen Tränen. Prinz Wilhelm ging dann leise in den
Garten, wand aus Eichen und Rosen einen Kranz und legte ihn der
Mutter aufs Sterbelager. Noch heute wird er im Sterbezimmer vor—
gezeigt. Die teure Leiche wurde nach Berlin gebracht und zunächst im
Dome, später in dem im Schloßgarten zu Charlottenburg neuerbauten
Mausoleum beigesetzt. Das ganze Land trauerte mit der königlichen
Familie. Prinz Wilhelm aber hat seiner Mutter bis an seinen Tod
ein liebevolles Andenken bewahrt. AVolmeer
317. Vor dem Marmorbilde der Königin Luise.
L. Du schläfst so sanft! — Die stillen Züge hauchen
Noch deines Lebens schöne Träume wieder;
Der Schlummer nur senkt seine Flügel nieder,
Und heil'ger Friede schließt die klaren Augen.
2. So schlumm're fort, bis deines Volkes Brüder,
Wenn Flammenzeichen von den Bergen rauchen,
Mit Gott versöhnt die rost'gen Schwerter brauchen
Das Leben opfernd für die höchsten Güter.