38
Gemuts dem Segen nach, den ihm Gott beschert hatte. Er dureh⸗
ging mit langen Schritten das mächtige Gras, stand am üppigen
Kornacker still, an den wohlgeordneten Pflanzplãtzen, dem santt
sich wiegenden Flachse; er betrachtete die schwellenden Kirschen,
die von kleinen Früchten starrenden Bäume mit Kernobst, band
bier etwas auf und las dort etwas Schädliches ab und kreute
sich bei allem nicht nur des Preises, den es einstens gelten, nicht
nur des Gewinnes, den er machen werde, sondern des Herrn,
dessen Gũte die Erde voll, dessen Herrlichkeit und Weisheit
neu ist jeden Morgen.
Und er gedachte, wie alles Kraut und jedes Tier jetzt den
dehõpfer preise, so sollte es auch der Menseu tun, und mit dem
Munde nicht nur, sondern mit seinem ganzen Wesen; wie der
Baum in seiner Pracht, wie der Kornacker in seiner Fulle, so der
Menseh in seinem Tun und Lassen. „Gott Lob und Dank!“ dachte
er, „ich und mein Weib und meine Kinder, wir wollen dem
Herru dienen, und er braucht sieh unser nicht zu schämen. Wir
sind wohl auch arme Sünder und haben nur einen geringen Anfang
der Gottseligkeit; aber wir haben doch ein Herz zu ihm und
vergessen ihn nie einen Tag lang und essen nichts, trinken nichts,
ohne dals wir ihm danken, und nicht nur mit Worten, sondern von
Herzensgrund.“
—⸗
Jeromias Gotthelt.
50. Bounntagsfrũhe.
1. Aus den Tälern hör' ich
schallen
Glockentöne, Festgesänge;
Helle Sonnenblicke fallen
Durch die dunklen Buchengänge;
Himmel ist von Glanz umflossen,
Heil'ger Friede rings ergossen.
3. Wie so still die Bäche gleiten,
Wie so licht die Blumen blinken!
Und aus längst entschwundnen Zeiten
Zieht ein Grüßen her, ein Winken —
Wie ein Kindlein muß ich fühlen,
Wie ein Kindlein möcht' ich spielen!
2. Durch die Felder still beglücket
Wallen Menschen allerwegen;
Frohen Kindern gleich geschmücket,
Gehn dem Vater sie entgegen,
Der auf goldner Saaten Wogen
Segnend kommt durchs Land ge—
zogen.
Reinick