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und saugt alle Nässe ein, dals die Wäsche im Umsehen trocken ist.
So löscht er nicht bloss seinen Durst, sondern verdient sich auch
noch einen schönen Dank, wenn er nicht zu ungebärdig und unge—
sstüm ist und die Wäsche hin und her wirkt.
Sehen wir nun, was der Wind uns aus Süden mitbringt. Wir 5
wissen, dass dieser Wind in den heissen Himmelsstrichen reichlich
mit Wärme ausgestattet worden ist. Der Südwind reist zum Teil
durch das heilse Afrika, kommt über Italien und die Türkei zu uns
und ist ein Labsal für die frostigen Naturen; denn er bringt viel
Wärme mit. Er hat aber seine Reise auch über das Meer gemacht 10
und sich daher mit Wasser versehen, das er in Gasform als Wasser-
dunst mit sich führt. Bei uns kühlt sich das Wassergas ab und
wird zu sichtbaren Wolken; geht die Abkühlung weiter, so fällt es
als Regen oder im Winter als Schnee herunter.
Noch mehr leistet darin der Süldwestwind, der ja recht 15
eigentlich aus der Tropengegend kommt. Er weht über den Atlan-
tischen Ozean, über Spanien und Frankreich zu uns und bringt
reichlich Wasser und Wärme mit. Die Wärme reicht selbst im
Winter hin, die Temperatur so zu erhöhen, dass kein Schnee ent-
stehen kann, sondern das abgekühlte Wassergas als Regen herunter- 20
fällt. Der Druck der Luft lälst nun nach; denn das Wassergas, das
erst die Spannung vermehrte, ist ja zu Wasser geworden. Man sieht
diesen verminderten Druck an dem fallenden Barometer. Der West-
wind, der auch vom Meere her zu uns kommt, führt ebenfalls Wasser
mit sich; aber gewöhnlich teilt er, und besonders der Nordwestwind, 25
schon wieder eine Menge Kälte aus. — Das sind die Geschenke, die
uns die Winde aus den verschiedenen Gegenden mithringen.
Feliseh.
311. Rätsel. 30
1. Es steht ein groß geräumig Haus 2. Nach einem unbegriffnen Plan
auf unsichtbaren Säulen; ist es mit Kunst gezimmert;
es mißt's und geht's kein Wandrer aus, es steckt sich selbst die Lampe an,
und keiner darf drin weilen. die es mit Pracht durchschimmert.
3. Es hat ein Dach, krystallenrein,
von einem einzigen Edelstein;
doch noch kein Auge schaute
den Meister, der es baute. Friedr. v. Schiller
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