Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

I ..T.— 
2. Sie hat vom ersten Tage an 
für dich gelebt mit bangen Sorgen; 
sie brachte abends dich zur Ruhb' 
und weckte küssend dich am NMorgen. 
Und warst du krank, sie pflegte dein, 
den sie mit tiefem Schmerz geboren, 
und gaben alle dich schon auf, — 
die Nutter gab dich nicht verloren. 
3. Sie lehrte dich den frommen Spruch; 
sie lehrte dich zuerst das Reden; 
sie faltete die Hände dein 
und lehrte dich zum Vater beten. 
Sie lenkte deinen Kindessinn; 
sie wachte über deine Jugend; 
der Mutter danke es allein, 
wenn du noch gehst den Plad der Tugend. 
4 Und hast du keine Mutter mehr, 
und kannst du sie nicht mehr beglücken, 
so kannst du doch ihr frühes Grab 
wit frischen Blumenkränzen schmücken. 9 
Ein Muttergrab, ein heilig Grab, 
für dich die ewig heil'ge Stelle! 
O, wende dich an diesen Ort, 
wenn dich umtost des Lebens Wolle. WVilh. Xauliseb. 
44. Das Erkennen. 
1. Ein Wanderbursch' mit dem Stab in der Hand 
kommt wieder heim aus dem fremden Land. 
Sein Haar ist bestäubt, sein Antlitz verbrannt; 
çon wem wird der Bursch' wohl zuerst erkannt? 
2. So tritt er ins Städtchen durchs alte Thor; 0 
am Schlagbaum lehnt just der Zöllner davor. 
Der Zöllnèr, der war ihm ein lieber Freund; 
oft hatte der Becher die beiden vereint. 
Doch sieh, — Freund Zollmann erkennt ihn nicht; 
zu sehr hat die Sonn' ihm verbrannt das Gesicht. 
3. Und weiter wandert nach kurzem Gruls 
der Bursche und schüttelt den Staub vom Puls. 
Da schaut aus dem Fenster sein Schätzel fromm: 
„Du blühende Jungfrau, viel schönen Willkomm! 
hoch sieb, — auch das Mägdlein erkennt ihn nicht; 
die Sonn' hat zu sehr ihm verbrannt das Gesicht. 
Gabriel u. Supprian, Lesebuch. B. II. W. 
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