Full text: Drittes Lesebuch für die oberen Mittelklassen der deutschen Volksschulen

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Ende. Jetzt putzt es sich die Flügel ab, wobei die Beine geschickt 
bis auf den Rücken gehoben werden. Mit Hilfe der mit ganz feinen 
Borstenhaaren versehenen Beine bürstet es sich jedes Stäubchen von 
seinem dunkeln Kleide. 
Jetzt ist die Fliege zum Weiterwandern fertig. Wie auf ebener 
Straße marschiert sie am Trinkglase hinauf. Dort oben wandern 
sogar einige ihrer Schwestern an der Zimmerdecke hin. Was befähigt 
sie nur zu dieser bewundernswerten Kunst? Könntet ihr doch ver¬ 
möge eines Vergrößerungsglases die kleinen Füßchen der Tiere be¬ 
trachten! Am vorderen Ende des Fußes würdet ihr dann zwei 
gebogene Krallen zum Festhalten an rauhen Gegenständen entdecken. 
Unter diesen liegen an jedem Fuße zwei weiche Ballen; diese schwitzen 
forlwährend beim Laufen einen klebrigen Saft aus, und diese ab¬ 
wechselnd gegen die glatte Fläche fest gestemmten Ballen verhindern 
das Herabfallen der Fliege. Sehr wunderbar sind auch ihre Augen 
von Gott eingerichtet. Jedes derselben ist aus Hunderten von Augen 
zu sechsseitigen Flächen zusammengesetzt. Diese Einrichtung ermöglicht 
ihr trotz der Unbeweglichkeit der Augen das gleichzeitige Sehen 
nach verschiedenen Richtungen. Das Fliegenweibchen legt Eier. Aus 
ihnen kriechen nach kurzer Zeit winzige Maden, welche wie die Raupen 
sehr eifrig für ihre Ernährung besorgt sind. Nach vierzehn Tagen 
sind sie vollständig ausgebildet. Aus den Maden werden dann kleine 
braune Puppen, und zuletzt kommen aus den scheinbar toten Puppen 
kleine Fliegen hervor. A. Lüben. 
23. Der Katze die Schelle anhängen. 
Die Mäuse hielten einmal eine Volksversammlung, um sich zu 
beraten, wie sie den Nachstellungen der Katzen entgehen sollten. Da 
war aber guter Rat teuer, und vergebens rief der Vorsitzer die 
erfahrensten Männer der Gemeinde auf, bis endlich ein junger 
Mäuserich zwei Pfötchen emporstreckte und um die Erlaubnis bat, 
sprechen zu dürfen. Als diesem nun das Wort gegeben ward, hub 
er an und sprach: „Ich habe lange darüber nachgedacht, warum 
uns die Katzen so gefährlich sind. Das liegt nicht sowohl an ihrer 
Geschwindigkeit, von der so viel Wesens gemacht wird; würden wir 
sie zur rechten Zeit gewahr, so wären wir wohl behende genug, in 
unser Loch zu entspringen, ehe sie uns etwas anhaben könnten. Ihre 
Überlegenheit liegt vielmehr in ihren samtenen Pfoten, hinter welchen 
sie ihre grausamen Krallen so lange zu verbergen wissen, bis sie
	        
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