3. Muttersprache.
3. „Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm
waren Kisten und Kasten schwer;
als ich wieder kam, als ich wieder kam,
war alles leer.“
4. O du Kindermund, o du Kindermund
unbewußter Weisheit froh,
vogelsprachekund, vogelsprachekund
wie Salomo.
5. O du Heimathflur, o du Heimathflur,
laß zu deinem heil'gen Raum
mich noch einmal nur, mich noch einmal nur
entfliehn im Traum!
6. Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,
war die Welt mir voll so sehr;
als ich wieder kam, als ich wieder kam,
war alles leer.
7. Wohl die Schwalbe kehrt, wohl die Schwalbe kehrt,
und der leere Kasten schwoll;
ist das Herz geleert, ist das Herz geleert,
wird's nie mehr voll.
8. Keine Schwalbe bringt, keine Schwalbe bringt
dir zurück, wonach du weinst;
doch die Schwalbe singt, doch die Schwalbe singt
im Dorf wie einst:
9. „Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,
waren Kisten und Kasten schwer;
als ich wieder kam, als ich wieder kam,
war alles leer.“
Rückert.
3. *Muttersprache.
1. Muttersprache, Mutterlaut!
Wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, das mir erschallet,
süßes, erstes Liebeswort,
erster Ton, den ich gelallet,
klingest ewig in mir fort!
2. Ach, wie trüb ist meinem Sinn,
wenn ich in der Fremde bin,
wenn ich fremde Zungen üben,
fremde Worte brauchen muß,
die ich nimmermehr kann lieben,
die nicht klingen als ein Gruß!
3. Sprache, schön und wunderbar,
ach, wie klingest du so klar!
Will noch tiefer mich vertiefen
in den Reichthum, in die Pracht;
ist mir's doch, als ob mich riefen
Väter aus des Grabes Nacht.
4. Klinge, klinge fort und fort,
Heldensprache, Liebeswort,
steig' empor aus tiefen Grüften,
läͤngst verschollnes altes Led,
leb auf's neu' in heil'gen Schriften,
daß dir jedes Herz erglüht!