Full text: Deutsches Lesebuch für die obere Stufe mehrklassiger Schulen (Abtheilung 2, [Schülerband])

26. Der Kaukasus. 27. Der Onega- und Ladoga-See und die Newa. 269 
26. Der Kaukasus. 
Bei Anapa am schwarzen Meere beginnt als ein schwacher Berg⸗ 
rücken der Kaukasus, der an 200 Meilen nach dem laspischen Meere sich 
hinzieht, immer mehr sich entfaltet und gewaltige Schneeberge in die 
Wolken erstreckt. Es ist ein großartiges, aber rauhes Gebirge. Seine 
Höhen sind größtentheils nacktes Gestein; nur die niederen Berge und die 
Thäler sind anmuthig, vielfach bewohnt und oft sogar an den steilsten 
Abhängen mit Getreidefeldern geschmückt. Nach Norden schickt der Kaukasus 
nur geringe Arme, und es beginnt bald die ungeheure Ebene, welche bis 
an's Eismeer sich erstreckt. Auf dieser Seite des Gebirges breitet sich 
auch eine 15 Meilen breite, mit hohen Kräutern bewachsene Ebene aus, 
wo hinter 10 Fuß (3 Meter) hohen Sktabiosen und riesigen Gräsern die 
räuberischen Tscherkessen sich verstecken. Nur hier und da findet man ein 
Dorf. Heerden sind der Reichthum der Bewohner, mit denen sie im 
Frühjahr tiefer in's Gebirge ziehen. — Steigt man von Norden her nach 
Süden zu über das Gebirge, so kommt man in das milde Thalland, in 
welches die Hochebene von Armenien und Kurdistan sich abdacht. Im 
Juni treibt die große Hitze die Bewohner in das Gebirge, und wenn sie 
um der Kälte willen dieses wieder verlassen, finden sie in ihren Thälern 
und Ebenen wiederum ihre verlassenen Dörfer und ein freundliches lieb— 
liches Klima. 
In seinem westlichen Theile hat das Gebirge ungeheure Wälder, die 
3040 Meilen weit am schwarzen Meere sich hinziehen und durch 
Brombeergesträuch mit langen Stacheln fast undurchdriuglich werden. Auch 
Epheu und Weinreben schlängeln sich von einem Baume zum andern. 
Gleich einer Schnur findet man die Reben auf den Platauen und der 
eßbaren Kastanie hoch in den Gipfeln mit Trauben besetzt. Berthelt. 
27. Der Onega- und Ladoga-See und die Newa. 
1. Der Onegasee hat eine von Südost nach Nordwest gerichtete, 
mit langen, schmalen nördlichen Ansätzen versehene Gestalt, dreißig 
Meilen Länge und zwölf bis fünfzehn Meilen Breite. Seine Ufer sind 
felsig und liefern theilweis sehr schönen Marmor. Obschon er in 
großer Zahl Untiefen hat, unterstützt er doch die Schifffährt, wird 
jedoch meist in eigenthümlichen Barken mit einer Bemannung von fünf 
his sieben Köpfen befahren. Seinen eigenen Wasserüberschuß sendet der 
Onega durch den zwanzig Meilen weit mit wenigen Krümnmungen nach 
Südwest gehenden Swir in den Ladogasee. 
Der Ladoga ist der größte Binnensee Europas; er dehnt sich in 
Gestalt eines nach Nordwesten gerichteten Parallelogramms aus. Seine 
bedeutendste Länge ist dreißig, seine Breite achtzehn Meilen. Seinen 
Ufern nach gleicht er dem Onega, und mehrere Inseln und Inselchen 
gruppiren sich in seinem nördlichen und westlichen Theile, wo er sich
	        
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