Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

215 
falls immer mit grünen Blättern geschmückt und gedeiht nur in der 
wärmern Luft des südlichen Guropa. Sie wird so groß und stark wie 
unsere Eiche, trägt gleich der süßen Eiche eßbare Früchte und hat eine 
schwammige, leichte und lockere Rinde. In dieser Rinde, die man Kork 
oder Pantoffelholz nennt, besteht die Hauptbenutzung des Baumes Man 
schält sie acht bis zehn Jahre vorsichtig ab, muß sich aber in acht 
nehmen, daß man das darunter liegende zarte Häutchen nicht verletzt; 
dann wächst sie immer wieder; denn bald nach dem Abschälen dringt 
ein Saft aus dem Baume, der an der Luft verhärtet und sich zu 
einem neuen Rindenkleide formt. Die Rinde der alten, schon mehr— 
mals geschälten Bäume ist besser als die der jungen, welche noch nicht 
geschält worden. Die Korkeiche wird über 150 Jahre alt, doch nur, 
wenn man sie schält; unterbleibt solches, so stirbt sie schon im fünf— 
zigsten oder sechzigsten Jahre ab. 
Von den Eichen, welche in unserem nördlichen, gemäßigten Klima 
vorkommen, besonders im deutschen Vaterlande so wohl gedeihen, unter— 
scheiden wir zwei Arten: die Winter- oder Steineiche und die Sommer— 
eiche Jene hat eine braune, gefurchte Rinde, die aber an den jungen 
Zweigen weißlich und glatt ist und ein mehr rötliches Holz hat. Sie 
bleibt etwas niedriger als die Sommereiche; aber ihr Holz ist das festeste 
und dauerhafteste und übertrifft alle andern europäischen Hölzer an 
Ausdauer. Das schmälere Laub tritt etwas später hervor als bei der 
Sommereiche, und die Blüte erscheint erst am Ende des Mai. Die 
Eicheln wachsen traubenweise an kurzen Stielen, vier bis zwölf Stück 
bei einander, sind kleiner als bei der Sommereiche und reifen im November. 
Die Sommereiche bringt ihre Blätter und Blüten einige Wochen früher, 
trägt ihre Früchte an langen Stielen und bringt sie im September oder 
Oktober zur Reife. Ihr Holz ist weißer und blasser, wird aber im Alter 
schwärzlich, und ist dann oft mit weißlichem Schimmel überzogen 
Wenn man die Eichen, gleich nachdem sie gefällt sind, ins Wasser 
legt und sie drei Jahre lang liegen läßt, so wird das Holz bei dem 
spätern Gebrauch nicht rissign Kein anderer Baum ist so zum Schiff— 
bau geeignet, wie unsere Eiche; diesem Könige unter den Bäumen bleibt 
die Ehre, als ein gewaltiges Schiff stolz das Weltmeer zu durchsegeln. 
Kein anderes Hausgerät ist so auf Jahrhunderte brauchbar, als das aus 
dem Eichenholz gefertigte Selbst das schwere und dichte Mahagoni— 
holz wird von dem Eichenholz an Dichtigkeit und Schwere überlroffen. 
Wenn man die riesigen Eichbäume im einzelnen betrachtet und dann 
gewahr wird, wie jeder Baum eine Menge lebender Wesen beherbergt, 
wie die Rinde mit Moosen und Flechten bedeckt ist, wie der Ephen und 
andere Schlingpflanzen an dem breiten Stamm wie an einer Mauer 
emporranken, wie der Nußhäher sein Nest in den Ritzen des Stammes 
künstlich versteckt und von den Eicheln seinen Wintervorrat anhäuft, wie 
die Prozessionsraupe auf den Zweigen und an den Stämmen eine ge— 
räumige Wohnung für Hunderte ihres Geschlechtes spinnt und trupp—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.