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47. Zufriedenheit.
Gohann Martin Miller.)
L. Was frag' ich viel nach Geld 4. Und uns zu liebe schmücken ja
und Gut, Sich Wiese, Berg und Wald.
Wenn ich zufrieden bin? Und Vögel singen fern und nah,
Gibt Gott mir nur gesundes Blut, Daß alles wieberhallt.
So hab' ich frohen Sinn.
2. So mancher schwimmt im über⸗ 5. Und wenn die goldne Sonn'
fluß, aufgeht,
Hat Haus und Hof und Geld, Und golden wird die Welt,
Und ist doch immer voll Verdruß Wenn alles in der Blüte steht,
Und freut sich nicht der Welt. Und Ahren trägt das Feld:
3. Da heißt die Welt ein Jammer⸗ 6. Dann preis' ich Gott und lobe
thal, Gott,
Und deucht mir doch so schön; Und schweb' in hohem Mut,
Hat Freuden ohne Maß und Zahl, Und denk': Er ist ein guter Gotl,
Laßt keinen leer ausgehn. Er meint's mit Menschen gut!
43. Der Reichtum.
Griedrich Adolf Krummacher.)
Ein junger Hirt traf einst nach langen Jahren seinen Lehrer
wieder, den er immer geliebt und geehrt hatte Und er freute sich,
doch sah er unmutig aus und klagte bald dem Lehrer, wie es ihm
so übel ergehe; der und jener, der einst in der Schule neben hm
gesessen, sei jetzt reich an Geld und Gut, aber er selbst sen noch
arm und dürftig in dem kleinen Hirtenhäuschen, das er von seinem
Vater geerbt habe.
Da sah ihn der alte Lehrer ernsthaft an vom Kopf bis zum
Fuß und sprach: „Bist du denn wirklich so arm? Du stehst ja
in voller Gesundheit vor mir! Sieh, deine rechte Hand, so kräflig
und geschickt zur Arbeit — würbest du sie wohl um tausend
Thaler dir abnehmen lassen? Und deine Augen, die so frisch in
Gottes schöne Welt hineinschauen, um wie viel Geld würdest du
sie wohl hingeben? Und dein Gehör, durch das der Gesang der
Vögel, die Stimme deiner Freunde zu dir dringt, würdest du
wohl um die Schätze eines Königs vertauschen?“ Da schlug der
Mensch die Augen nieder. „Das würde ich freilich nicht hun,“
sprach er beschämt. — „Nun denn,“ versetzte der Lehrer, „so klage
nicht, daß du arm bist; du hast Güter, die mehr wen
sind als alles Geld und Gut. Sei nur weise und genleße und
nütze sie!“