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in warmem Wasser einweichen um sie von dem ihnen anklebenden Schmutze
u reinigen, se dann nur halb braun rösten und erst unmittelbar, bevor
Ms Gearhtke baelet werden soll, zu einem groben Pulver mahlen.
Dieses vind dann entweder mit siedendem Wasser übergossen oder auch
hleres darf aber nicht lange dauern, denn der Kaffee ver—
lert dadurch an seinem Wohlgeschmack.
332. Die Einführung der Kartosseln.
Mettelbeck.)
„Ich mochte wohl,“ erzhlt Nettelbeck von Kolberg, ein Bürschchen
von 5 oder 6 Jahren sein und noch in meinen ersten Höschen stecken,
— also ewa ins Jahr 1743 oder 4 — als es hier bei uns und im
Lande wen umher eile so schregliche und teure Zeit gab daß viele
Menschen vor Hunger starben; denn der hiesige Scheffel Roggen galt
damals 1 Thlrs Gr. Es kamen von landeinwärts her viele arme
Leule nach Kolberg, die ihre hungrigen Kinderchen auf Schiebkarren mit
sich brachten, um Korn von hier zu holen, weil man Getlreideschiffe in
unserem Hafen erwartete, die der grausamen Not steuern sollten. Alle
Slraßen bei uns lagen voll von diesen unglücklichen Menschen. Meine
Gro mutler, bei der ich erzogen ward, ließ täglich mehrere Körbe voll
Gluͤnfohl in hhrem Garten pflücken, kochte einen Topf voll nach dem
andern fur unsere verschmachtenden Gäste, und mir ward das gern über⸗—
onmene Ehreuämtchen zu keil, ihnen diese Speise in kleinen Schusseln
bst iner Brosschutte zuzutragen. Da rissen mir denn Alte und
ige meinen Napf begierig aus der Hand oder auch wohl unter ein⸗
nde sich vor dem Munde veg Ihh kann nicht aussprechen, welch einen
schauderhaften Eindruck diese e uf meine kindliche Seele machte.
Im nãchsten Jahre erhielt Kolberg aus des großen Friedrich vor⸗
sorgender Güle ein Geschenk, das damals hier zu Lande noch völlig
nbekannt war. Ein größer Frachlwagen voll Kartoffeln langte auf
dem Markte an, und nach Trommelschlag erging die Bekanntmachung,
daß jeder Gartenbesitzer sich zu einer bestimmten Zeit vor dem Ral⸗
hause einfinden solle, indem des Königs Majestät ihnen eine besondere
Wohlthat zugedacht habe. Man ermißt leicht, wie alles und jedes in
ne flinushe Bewegung geriet, und das um so mehr, je weniger man
wußte, was es mit diesem Geschenke zu bedeuten habe. Die Herren
vom Rale zeigten nunmehr der bersammelten Menge die neue Frucht
bon die hier noch nie ein menschliches Auge erblickt hatte. Daneben
wurde eine umständliche Anweisung berlesen, wie diese Kartoffeln ge—
pflamt und bewirtschaftet, desgleichen, wie sie gekocht und zubereilet
berden sollten. Besser freilich wäre es gewesen, wenn man eine solche
geschriebene ober gedruckte Anweisung gleich mit verteilt hätte; denn
un hlelen in Gemmel die wenigsten auf die Vorlesung. Dagegen
nahmen die guten Leute die hochgeprlesenen Knollen vperwundert in die
Hände, rochen, schmeckten und leckten daran; kopfschüttelnd bot sie ein
Nachbar dein andern; man brach sie von einander und warf sie den
eehwrligen Huden vor, dle balan herumschnoberten und sie gleich—
alls verschmählen Nun war ihnen das Urteil gesprochen. „Die