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ganzer Seele, und siebt nieht um sieh, was geschieht, wenn es
ihn niehts angeht. Also gab auehn der unsrige dem Köbis
auf seine Fragen naeh dem Landbau, nach seinen Rinders
und ob er aueh alle Sonntage ein Huhn im Lopfe babe, ge
sprächige Antwort und merkte lange niehts. Undlieh aber,
als exr doeh sah, wie sieh alle PVenster öffneten und alle
Strassen sieh mit Leuten füllfen, und alles reehts und lnks
ausvieh und ebrerbietig das Haupt entblösst hatte, ging ihmn
ein Licht auf. „Herr,“ sagte er und schaute seinen unbekann—
ten Begleiter mit Bedenkliehkeit und Zweifel an, „entwedoer
seid Ihr der König, oder ich bin's. Denn wir zwei baben voch
allein die Hüte auf dem Kopfe.“ Da lächelte der König und
sagte: „Ieh bin's. Wenn Ihr ELuer Röblein eingestallt und
Puer Geschaft besorgt habt, so Lommt zu mir in mein Seblob
Ioh vill Euch alsdann mit einem Mittagssüpplein aufvarten
und Luch aueh meinen Ludwig zeigen.“
Von dieser Geschichte her rübrt das Sprichwort, venn
jemand in einer Gesellschaft aus Vergessenheit oder Unver
stand den Hut allein auf dem Kopfe behält, dals man bn
fragt: „deid Ihr der König oder der Bauer?“
110. Die Pfirsiche.
(Friedrich Adolf Krummacher.)
Ein Landmann brachte aus der Stadt fünf Pfirsiche mit, die
schönsten, die man sehen konnte. Seine Kinder aber sahen diese
Frucht zum ersten Male. Deshalb wunderten und freuten sie sich
sehr über die schönen Apfel mit den rötlichen Backen und dem
zartesten Flaum. Darauf verteilte sie der Vater unter seine vier
Knaben, und einen erhielt die Mutter. Am Abend, als die vier
Kinder in das Schlafkämmerlein gingen, fragte der Vater: „Nun,
wie haben euch die schönen Äpfel geschmeckt?“ Herrlich, lieber
Vater,“ sagte der älteste. „Es ist eine schöne Frucht, so säuerlich
und so sanft von Geschmack. Ich habe mir den Stein sorgsam
bewahrt und will daraus einen Baum erziehen.“ „Brav,“ sagte
der Vater, „das heißt haushälterisch auch für die Zukunft gesorgt,
wie es dem Landmann geziemt.“ „Ich habe den meinigen sogleich
aufgegessen,“ rief der jüngste, „und den Stein fortgeworfen, und
die Mutter hat mir die Haͤlfte von dem ihrigen gegeben. O, das
schmeckt so süß und zerschmilzt einem im Munde!“ „Nun,“ sagte
der Vater, „du hast zwar nicht sehr klug, aber doch natürlich und
nach kindlicher Weise gehandelt. Für deine Klugheit ist auch noch
Raum genug im Leben.“
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