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Vater. Du lannst sie alle Tage gehen sehen. Wenn e
Abend wird, kommen sie zum Vorschein und weiden die ganze Nacht
Emil. Ach, nun weiß ich, wer die goldenen Schafe sind
aber der Hirt?
Vater. Der ist auch bei den Schafen, und wenn ihr ihn
sehen wollt, so seht einmal zum Fenster hinaus, denn dort komm
er herauf.
Alle Kinder. Der Mond, der Mond! O, nun wissern
wir's, und die Sterne sind die Schafe, und die blaue Wiese is
der Himmel. Du hast es uns aber zu schwer gemacht, Vater
Aber noch eins, es war so hübsch; noch eins!
Vater. Morgen, Kinder; heute weiß ich keins mehr.
Groß sind die Werke des Herrn. Wer ihrer achtet,
der hat eitel Lust daran.
74. Die Mittwe und der Landwehrmann.
Eerdinand Schmidt.)
Eine in Leiprig vohnende Wittwe mit vier kleinen Lin—
dern bekam einen preussischen Landwehrmann als Pinquartie—
rung auf einen Jag. Zu Mittage gab's Kartoffelmus, für den
Soldaten besonders noch eine Bratwurst dazu. Während die
Frau noch einmal nach der Küche geht, vertheilt der Land-
wehrmann die ausschliesslich für nn bestimmte Bratwurst
unter die vier Kinder, die sich dis Gabe auceh sofort vobl
schmecken lassen.
Die Wittwe kebrt zurũck, und als sie sieht, was geschehen
ist, gibt sie den Kindern ihren Unwillen darüber zu erkennen
dass sie die Wurst essen. Dabinter aber verbarg sieh die
Angst, der Landwehrmann werde an Stelle der Wurst etwas
anderes verlangen. Dieser beruhigte sie vollkommen, indem
er hinzufügte, er habe zu Hause gerade aueh vier RKinden,
wobei es ihm plötzlich nass in den Augen ward, und er ass
zum Gerieht ein Stück Brot. Nach dem Abmarsche det
Landwehrmannes erschien bei der Wittwe ein Dienstmann und
hbrachte einige Packete mit RKaffee, Zucker und Reis und einen
Gruss an Mutter und Kinder von ihrer Pinquartierung.
75. Zwei Sprüche.
Mobert Reinick)
1. Wer einen Bogen spannen
kann,
It schon was nütze;
Doch wer da schießt und treffen kann,
Der ist ein Schütze
2. Einer thut's mit dem Verstand
Und der andre mit der Hand; —
Was man thut, womit man's thul
Ist gleich viel — uun werd' et
qut!