Erste Abteilung.
1. Mit Gott!
Was in dem Herrn du thust, das wird gelingen!
Die Ehre ihm, dann ist der Segen dein.
Er giebt das rechte Wollen und Vollbringen;
Er will im Großen stets wie im Geringen
Der Herr und Schöpfer aller Werke sein.
Die Händ' ans Werk, die Herzen himmelan,
So wird allein ein gutes Werk gethan!
Sputta.
2. Die ewige Vürde.
Der Kalif Hakkam, der die Pracht liebte, wollte die Gärten seines
Palastes verschönern und erweitern. Er kaufte alle benachbarten Lände—
reien und bezahlte den Eigentümern so viel Geld dafür, als sie ver—
langten. Nur eine arme Witwe fand sich, die das Erbteil ihrer Väter
aus frommer Gewissenhaftigkeit nicht veräußern wollte und alle An—
erbietungen, die man ihr deswegen machte, geradezu ausschlug. Den Auf⸗
seher der königlichen Gebäude verdroß der Eigensinn dieser Frau. Er
nahm ihr das kleine Land mit Gewalt weg, und die arme Witwe kam
weinend zum Richter. Ibn Beschir war eben Kadi der Stadt. Er ließ
sich den Fall vortragen und fand ihn schlimm; denn obschon die Gesetze
der Witwe ausdrücklich recht gaben, so war es doch nicht leicht, einen
Fürsten, der gewohnt war, seinen Willen für vollkommene Gerechtigkeit
zu halten, zur freiwilligen Erfüllung eines veralteten Gesetzes zu be—
wegen. Was that also der Kadi? Er sattelte einen Esel, hing ihm
einen großen Sack über den Hals und ritt unverzüglich nach den Gärten
des Palastes, wo der Kalif sich eben in dem schönen Pavillon befand,
den er auf dem Erbteil der Witwe erbaut hatte.
Die Ankunst des Kadi mit seinem Esel und Sacke setzte ihn in
Verwunderung, und noch mehr erstaunte er, als Ibn Beschir sich ihm
zu Füßen warf und also sagte: „Erlaube mir, Herr, daß ich diesen
Sack mit Erde von diesem Boden fülle!“ Hakkam gab es zu. Als der
Sack voll war, bat Ibn Beschir den Kalifen, ihm den Sack auf den
Efel heben zu helfen. Hakkam fand dieses Verlangen noch sonderbarer
als alles Vorige; um aber zu sehen, was der Mann vorhabe, griff er
Deutsches Lesebuch. Oberstufe.