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Damit auch das Vöglein Speise finde.
Drauf setzt sich der Vater ans Kamin,
Sein junges Weib knieet zu ihm hin,
Stellt ihm sein Kleinstes auf den Schoß,
Und läßt ihm zeigen: „Wie groß?“ —
Und lehrt's liebhaben den guten Mann
Und hat gar herzliche Freude daran.
Der Herr sitzt still und sanft daneben,
Er fühlt das Herz sich heilig heben;
Der Menschen Leben und ihre Lust
Überwältigt mit Wonne seine Brust.
Es wird ihm wohler, es wird ihm trüber,
Dem Göttlichen gehen die Augen über;
Er wendet ins Dunkle sein Angesicht
Und wehret den quellenden Thränen nicht.
Die Knaben bringen das Quem pastores
Und zeigen auf seinen Knieen ihm vor es:
Die Hirten und Engel nachts auf dem Feld;
Dann, wie ihm das Kind in der Krippen gefällt;
Die heil'gen drei Könige mit ihrem Stern,
Gold, Weihrauch und Myrrhen sie bringen dem Herrn;
Den jungen Tobias mit seinem Hündlein,
Zuletzt Knecht Ruprecht und Christkindlein.
Nun legt die Mutter ihr Kind zu Bett,
Das Vaterunser ihm lehren thät;
Da schläft es ein mit nachbetendem Mund;
Die Mutter spricht: „Mein Kind, schlaf gesund!“
Dann schafft sie dem Bettler ein Lager herzu,
Die Leutchen wünschen ihm gute Ruh',
Um, vor der kalten Nacht geborgen,
In der Hütte zu schlafen bis zum Morgen.
Da ruht der Herr nun gern allein;
Es scheint der Mond ihm hell herein.
Und als der Morgen begunnte zu tagen,
Steht er auf, sich hinwegzutragen,
Dieweil verlöschen der Sterne Kerzen,
Und scheidet, sie segnend in seinem Herzen:
„Bleibt immer arm, ihr guten Leut'!
Den Armen ist Gott nimmer weit.
Stets weich und menschlich fühlt ihr Gemüt;
Wie selten das Herz auch dem Reichen glüht!
Und dulden sie manches auf Erden gleich,
Den Armen ist das Himmelreich.“
„So groß!“ —
L. Schefer.