Full text: [Teil 2 = Schuljahr 6 - 8, [Schülerband]] (Teil 2 = Schuljahr 6 - 8, [Schülerband])

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decken, sonst würde eS wieder so finster werden wie zuvor, sondern sie 
ließen die Sache gut sein, saßen in dem Hause zusammen und hielten 
den ganzen Sommer über Rat. Der Geselle nahm die Verehrung, 
zählte das Geld nicht lange, sondern zog hinweg und schaute oft hinter 
sich, ob ihm niemand nacheile, den Raub wieder von ihm zu nehmen. 
Er kam auch nie wieder, und noch heutigestags weih niemand, woher 
er gewesen und wohin er gekommen; nur dies sagten die Schildbürger 
von ihm aus, daß sie ihn am Rücken das letztemal gesehen hätten. 
Run hatten sic mit ihrem Rathaus solches Gluck, daß es den 
ganzen Sommer über, so oft sie zu Rate saßen, nie regnete. In¬ 
zwischen aber begann der liebliche Sommer sein lustiges Antlitz zu 
verbergen, und der leidige Winter steckte seinen rauhen Schnabel her¬ 
vor. Da merkten die Schildbürger bald, daß sie sich mit dem Dache, 
wie mit einem Hute, gegen Schnee und Nngewitter, schirmen müßten. 
Sie hatten daher nichts Eiligeres zu tun, als das Dach mit gemein¬ 
schaftlicher Handreichung wieder zu decken. Aber, siehe da, wie das 
Dach wieder eingedeckt war und sie ins Rathaus gehen wollten, da 
war es leider wieder eben so dunkel darin, als es zuvor gewesen war, 
ehe sie von der Ersparungskunst des Wandrers die Erfindung gelernt 
hatten. Tag in dem Hause zu machen, ohne ihn hineinzutragen. Jetzt 
erst merkten sie, daß er sie häßlich hinter das Licht geführt habe. Sie 
mußten aber zu der geschehenen Sache das Beste reden, setzten sich 
wieder mit ihren Lichtspänen auf den Hüten zusammen und hielten 
geschwind einen Rat darüber, der sich weit in den Tag hineinzog. 
Endlich kam die Umfrage auch an einen, der sich nicht den Unge¬ 
schicktesten dünkte. Dieser stand auf und sagte, er rate eben das, was 
sein Vater raten werde. Nach diesem weisen Rate trat er aus der 
Versammlung, sich zu räuspern. Wie er nun in der Finsternis an der 
Wand hin und her krabbelte, wird er von ungefähr eines kleinen Risses 
in der Mauer gewahr. Auf einmal erinnerte er sich mit großem 
Seufzen seiner ersten Weisheit, deren sich alle verziehen hatten; daher 
tritt er wieder hinein und spricht: „Erlaubet mir ein Wort zu reden, 
liebe Nachbarn!" Als ihm dies vergönnt wurde, sprach er weiter: 
„Nun, ich frage euch alle darum, sind wir nicht alle doppeltgebohrte 
Narren? Wir haben so ängstliche und üble Zeit mit unserm Rathaus, 
wenden Unkosten dran und geraten noch dazu in große Verachtung. 
Und dennoch ist keiner von uns so gescheit gewesen, daß er gesehen 
hätte, daß wir in das Haus keine Fenster gemacht haben, durch die
	        
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