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aus jenen Gegenden zu beziehen; denn wenn es auch bei uns nicht
ganz fehlt, so birgt doch der Boden unsres Vaterlandes Erdöl
nicht in ausreichender Menge. Die Fundorte sind in der Gegend
von Wieze in Hannover und von Pecheibronn im Elsaß; man
hat dort z. B. im Jahre 1904 im ganzen zwei Millionen Zentner
rohes Erdöl gewonnen, aus denen man 260000 Zentner Leucht¬
petroleum herzustellen vermochte. So große Mengen das auch
sind, so genügen sie noch lange nicht, um den Jahresbedarf
Deutschlands an Petroleum zu decken.
Wie das Erdöl dereinst entstanden sein mag, darüber läßt
sich schwer etwas Gewisses sagen. Die Mehrzahl der Forscher
neigt der Anschauung zu, daß es den Überresten vorsintflutlicher
Tiere seine Entstehung verdankt. Bei der Verwesung der zu¬
sammengehäuften Leichen jener Geschöpfe konnte lediglich das
Fleisch derselben der Vergänglichkeit anheimfallen, ihr Fett hin¬
gegen mußte zurückbleiben, und aus ihm ist dann durch einen
eigenartigen Umwandlungsvorgang das Erdöl entstanden. Diese
Ansicht findet eine wesentliche Stütze darin, daß es dem Professor
Engler in Karlsruhe gelungen ist, Fett durch starkes Erhitzen in
vollkommen dicht geschlossenen Gefäßen in eine Flüssigkeit um¬
zuwandeln, die in allen Stücken mit dem natürlichen Erdöl über¬
einstimmt.
Die Gesteinsschichten, in denen sich das Erdöl in Form
kleinster Tröpfchen eingeschlossen findet, sind nur sehr selten
so dicht an der Erdoberfläche gelegen, daß es genügt, einen ein¬
fachen Brunnen zu graben und vom Grunde desselben das hinein-
sickemde Öl abzuschöpfen. In den meisten Fällen wird man ein
Bohrloch tief in die Erde hineintreiben müssen, oft bis zu Tiefen
von 700 bis 800 m, ehe man die ölführenden Schichten erreicht.
Ist man mit der Gesteinsbohrmaschine in langwieriger und müh¬
samer Arbeit bis zu ihnen vorgedrungen, dann muß noch das Ge¬
stein in der Tiefe in erheblichem Maße zertrümmert werden, um
das von ihm eingeschlossene Erdöl zu freiem Ausfluß zu bringen.
Das geschieht, indem man Blechhülsen, die mit Dynamit gefüllt
sind, in die Tiefe des Bohrloches hinabläßt und ihren Inhalt als¬
dann durch Einwerfen eines geeigneten Apparates zur Explosion
bringt. Von dieser ist zunächst oben an der Erdoberfläche nichts
zu bemerken. Nach einigen Minuten aber vernimmt man ein