Full text: [Teil 2 = Schuljahr 6 - 8, [Schülerband]] (Teil 2 = Schuljahr 6 - 8, [Schülerband])

288 
158. Die Schlacht hei Eehrbellin. 
H. Schwochow. 
Vom Kurhut zur Kaiserkrone von Hübner und Schwochow. 1. Teil. 
In dem Hause des Bürgermeisters von Nauen brannte in der 
ganzen Nacht vom 17. zum 18. Juni Lieht. Um einen langen 
Tisch saß der Große Kurfürst mit seinen Generalen. Der Kur¬ 
fürst hatte die feste Absieht, die Schweden gründlich zu bestrafen, 
da sie sein Land so verwüstet hatten. Aber sein Fußvolk war 
immer noch nicht angekommen, und es war ein verwegenes Stück¬ 
lein, mit seinen 6000 Beitern und 12 Geschützen einen Feind an¬ 
zugreifen, der doppelt so stark und wohl ausgeruht war. Man 
hatte lange hin und her erwogen; endlich war der Entschluß ge¬ 
faßt, so schnell als möglich aufzubrechen, um den Feind zum 
Stehen zu bringen, ehe er entschlüpfen und seine ganze Macht 
zusammenziehen könne. „Es bleibet also dabei,“ wendete sich 
der Kurfürst an den Prinzen von Homburg, „Ihr gehet um 5 Uhr 
mit 1500 Beitern voraus, folgt dem Feinde, so schnell Ihr ver¬ 
möge!, und suchet ihn zum Haltmachen zu zwingen. Ich folge 
dann mit dem übrigen Haufen. Von euch aber, ihr Herren, hoffe 
und erwarte ich, daß ein jeglicher heute ebenso seine Schuldigkeit 
tun wird, wie bei Bathenow. Beichet mir darauf die Hand!“ 
Die Herren erhoben sich, umringten ihren Herrn und schüttelten 
ihm ernst die Hechte. Darauf verließen sie das Gemach, um 
ihren Mannschaften die nötigen Befehle zu erteilen. 
Um 5 Uhr des Morgens erdröhnt der Erdboden. Der Prinz 
von Homburg reitet an der Spitze seiner 1500 Mann davon. 
Trotz des strömenden Begens, der ihm ins Gesicht schlägt, trotz 
seines künstlichen Beines, weshalb die Soldaten ihn „Prinz Silber¬ 
bein“ nannten, sprengt er kühn den Seinen voran, um nur den 
Feind erst zu Gesicht zu bekommen. Er achtet nicht darauf, daß 
der Wind ihm das Haar zerzaust und der Schlamm der aufge¬ 
weichten Wege ihm bis zur Brust hinauf spritzt. „Vorwärts! 
Nur immer vorwärts!“ heißt es, „daß der Feind nicht abermals 
entweiche.“ 
Die Schweden hatten eine sehr sichere Stellung inne. Vor 
ihnen befand sich ein Erdwall und ein tiefer Graben, während 
links und rechts sich Sümpfe ausbreiteten. Aber der Prinz
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.