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Und weiter wandert nach kurzem Gruß
Der Bursche und schütkelt den Staub vom Fuß
Da schaut aus dem Fenster sein Schätzel fromm
„Du blühende Jungfrau, viel schönen Willkomm!“
Doch sieh — auch das Mägdlein erkennt ihn nicht
Die Sonn hat zu sehr ihm verbrannt das Gesicht!
Und weiter geht er die Straß entlang,
Ein Thränlein hängt ihm an der braunen Wang
Da wankt von dem Kirchsteig sein Mütterchen her
„Gott grüß Euch!“ — so spricht er und sonst nichts mehr
Doch sieh, — das Mütterchen schluchzet voll Lust:
„Mein Sohn!“ — und sinkt an des Burschen Brust.
Wie sehr auch die Sonne sein Antlitz verbrannt,
Das Mutteraug' hat ihn gleich exkannt.
(I. N. Vogl)
19 Rittmeister Kurzhagen.
In dem Regimente des berühmten, von Fräedrieh dem Grossen
hocehgeehrten Generals von Ziethen stand ein Rittmeister mit Namen
Kürzhagen. Er war lug, tapfer und hatte ein kindliches Gemuth.
Seine Eltern waren arme Landleute im Mecklenburgischen. Mit dem
Verdienstorden auf der Brüst rückte er nach Beendigung des sieben-
jührigen Krieges in Parchim ein. Die Eltern waren von hrem
Dörfehen nach der stadt gekommen, um ihren Sohn naeh Jahren
wiederzusehen, und erwarteten n auf dem Markte. Als er bie
erkannte, sprang er rasch vom Pferde und umarmte sie unter Freuden-
fhrünen. Bald darauf mussten sie zu ihm ziehen und assen allezen
mit an seinem Tisehe, auch wenn er vornehme Güäste hatte.
Einst spottete ein Ossizier darüber, dass Bauern bei einem Ritt-
meister zu Tische sässen. „Me, sollte ieh nieht die ersten Wohnl-
thäter meines Lebens dankbar achten?“ war seine Antwort; „ehe
ieh des Königs Rittmeister wurde, war ich ihr Kind.“ Der General
von Ziethen hörte von diesem Vorfalle und bat sieh selbst nach
einiger Zeit mit mehreren Vornehmen bei dem Rittmeister zu Gaste.
Die Eltern des letzteren wünschten dieses Mal selbst, nicht am Tische
zu erscheinen, weil sie sieh verlegen fühlen würden. Als man sich
setzen wollte, fragte der General: „Aber, Kurzhagen, wo sind Ihre
Eltern? Ich denke, sie essen mit Ihnen an einem Tische?“ Der Ritt-
meister lächelte und wusste nicht sogléich zu antworten. Da stand
Aethen auf und holte die Eltern selbst herbei; sie mussten sich reohts
und links an seine sSeite setzen, und er unterhielt sieh mit nen
aufs freundlichste. Als man anting, Gesundheiten auszubringen, nahm
er sein Glas, stand auf und sprach: „NMeine Herren, es gilt dem
Wohlergehen dieser braven Eltern eines verdienstrollen Sobnes, der