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Laufes schlängelt sie sich in einer Furche entlang und schlüpft dann
in das dichte Gras des Raines Hier verhalt sie sich erst einen Augen—
blick ganz regungslos um zu lauschen, ob auch nicht vielleicht irgend
welche Gefahr ihr drohe. Dann huscht sie hervor und beginnt nun
ihr munteres und nützliches Treiben. Hier dicht am Rande einer
kleinen Pfütze erpackt sie link einen großen Regenwurm, weiß ihn
geschickt vollends aus der Erde zu ziehen und verschlingt ihn. Nicht
lange, da erschnappt sie behend eine Fliege, noch eine, eine Muͤckt
einen Kaͤfer, Erdfloh, und so fährt sie fort, immer flink, gewandt und
unermüdlich, bis ganze Scharen von diesen kleinen Pflansenverderbern
in ihren Rachen hinabgeschwunden sind. Dann huscht sie eilig zurück,
ins schützende Obdach, um ein wenig zu ruhen, — und nicht lange,
so ist sie wieder da und fährt rüstig fort in der Vertilgung schädlichen
Thierarten.
Wie man sie daher überall in Feld und Wald möglichst zu schützen
und zu hegen suchen sollte, so dürfte es auch dringend anzurathen sein,
in jedem Garten einen passenden, trockenen, sonnigen und grasbewachsenen
Rain mit ihnen zu bevölkern.
Im Frühlinge trifft man immer die Pärchen dicht bei einander, im
lustigen Spiel. Die Weibchen legen unter Spreu und Moos oder
auch in Ameisenhaufen, lockere Erde u. s. w. fünf bis acht fast kugel—
runde, etwa haselnußgroße und ganz weiße Gier, welche eine weiche
aber sehr zähe Haut und kein Eiweiß, sondern nur Dotter haben.
Aus denselben schlüpfen im August oder September die allerliebsten
Jungen, welche das Handwerk ihrer Eltern gar nicht erst zu erlexnen
brauchen, sondern sofort ganz eben so beweglich und flink, ganz eben so
geschickt im Klettern, Insektenfangen u. s. w. sind, wie die Allen.
Wenn man zufällig gefundene Eidechseneier zur Entwickelung gelangen
lassen will, so darf man sie keineswegs lange an der Luft liegen lassen,
wo sie eintrocknen und zusammenschrumpfen, sondern man muß sie wieder
in lose und ein wenig feuchte Erde thun, wo dann bei mäßiger Waärme
die Jungen auskriechen. Sie sind in einem Glaskasten oder dergleichen
leicht zu erziehen und zu erhalten.
In der Gefangenschaft sind die Eidechsen sehr liebenswürdig. Man
füttert sie mit Fliegen, Käferchen, überhaupt mit allerlei Kerbthieren
und Würmern, welche man jhnen jedoch sämmtlich noch lebendig geben
muß. Sie werden dann bald so zahm und zutraulich, daß sie sofort
herbeischlüpfen, sobald man den Käfig berührt, und bei guter Wartung
kann man sie wohl Jahre hindurch erhalten.
Im Freien sind sie meistens sehr vorsichtig und scheu und huschen
beim Nahen des Menschen sogleich schleunigst davon in ein ficheres
Versteck. Geaängstigt und in die Enge getrieben, lassen sie ein helseres
Zischen hören, und, gegriffen und in die Hand genommen, versuchen
sie auch wohl zu beißen, vermögen dies aber mit ihren winzigen und
kleinen Zähnen nicht.