Nummer 118.
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deutete ihm, die Geschichte sei ja noch nicht zu Ende, und er¬
zählte weiter:
Als nun die Feldarbeit wieder anging, machte sich
der Jnrik auf den Rückweg, und da er keine Eile hatte,
pflückte er von den schönen roten Erdbeeren, die am Wege
standen. Die schmeckten ihm so süß und immer süßer, je
mehr er davon aß, daß er endlich an nichts anderes dachte,
als an die Erdbeeren, und je nachdem sie wuchsen, immer
tiefer in den Wald lief. Da er nun satt war, pflückte er
auch noch ein Sträußchen für die Mutter und wollte dann
zurückgehen auf den Weg. Aber er hatte die Richtung ver¬
fehlt und geriet in dichtes Gestrüpp, aus dem er sich nicht
mehr herausfinden konnte. Da wurde er ängstlich und
irrte mit seinem Erdbeersträußchen kreuz und quer und
stundenlang umher, bis seine kleinen nackten Füßchen von
Dornen zerrissen, und er so müde war, daß er nicht weiter¬
konnte. So setzte er sich denn weinend unter eine alte
Fichte, und traurig und erschöpft wie er war, sangen ihn
die Drosseln bald in Schlaf.
Er hatte sich nur etwas ausruhen wollen und dann
weiter gehen, aber er schlief so fest und lange, daß, als er
endlich erwachte, der Nachtwind bereits die Wipfel der Bir¬
ken wiegte. Da sing der arme Junge bitterlich zu weinen
an und ries laut nach seiner Mutter, die ihn freilich nicht
hören konnte. Aber ein paar schärfere Ohren hörten ihn.
Es war ein Morast in der Nähe, in dessen Mitte eine
alte Wölfin auf dem Lager lag. Die hörte den Hilferuf des
kleinen Jnrik, streifte ihre Jungen von sich ab, erhob sich
und zog leichten Schrittes mit hohlem Leibe über den bruchi¬
gen Boden hin. Plötzlich fühlte der jammernde Knabe sich
von einer kräftigen Tatze zu Boden gestreckt und war fast
des Todes, als er die glühenden Augen des Raubtieres
dicht an den seinigen erblickte. Die Wölfin beschnupperte
den Knaben, der in seiner Angst still wie ein Toter dalag.
Dann faßte sie ihn mit scharfen Zähnen bei seinem Hemd-
chen und trat den Rückzug mit ihm an.