Full text: Deutsches Lesebuch für die Oberklassen der Volksschule

19 
In Berg und Thal erwacht der Schall 
Und will sich aufwärts schwingen. 
Und der Morgenröthe Schein 
Stimmt in lichter Glut mit ein: 
„Laßt uns dem Herrn lobsingen!“ 
(G. Geibel.) 
27. 
Sonntag. 
Der Sonntag ist gekymmen 
Ein Sträußchen auf dem Hut; 
Sein Aug' ist mild und heiter, 
Er meint's mit allen gut. 
Er steiget auf die Berge, 
Er wandelt durch das Thal, 
Er ladet zum Gebete 
Die Menschen allzumal. 
Und wie in schönen Kleidern 
Nun prangen Jung und Alt, 
Hat er für sie geschmücket 
Die Flur und auch den Wald 
Und wie er allen Freude 
Und Frieden bringt und Ruh 
So ruf' auch du nun jedem 
„Gott grüß dich!“ freundlich zu. 
(Hoffmann von Fallersleben) 
28. Der Frühling. 
Neu verjüngt wird die Natur nach dem Abzuge des rauhen 
Winters Die eisige Kälte verschwindet; der tobende Sturm legt 
sieh, und hervor tritt in heiterm Glanze der lang ersehnte Brühläng. 
Da schmilzt der Schnee, der die trauernde Erde mit einem Todten- 
gewande verhüllte; die Eisdecke zerrinnt, die Bäche und Plüsse 
überzog, und ebllche Frühlingswärme ruft uns hinaus, dĩe Wonne zu 
gerniessen, velehe der gütige Schöpfer von neuem über die Erde ausgoss. 
In frischem Grün prapgen die Wiesen und viele Blumen, die 
Prstlünge der wieder erwachten Natur, erfreuen uns schon durch 
ihren RBeblichen Anblick und schmücken von neuem die Huren. 
Die früher menschenleeren Felder füllen sich mit fleissigen Arbeitern, 
beschastigt, die Pelder zu bestellen. Ode Stille weleht reger Datig 
keit. Vergnügt treibt der Hirt seine Herde wieder hinaus auf den 
grünen Teppich der Meiden, und munter springt sie umher, sieh 
freuend des langentbehrten Genusses. Auf freien Dlätzen sammelt sieh 
der Kinder muntere Schar zu geselligen Spielen; aueh sie fühlt neues 
Leben, neue Wonne; auch sie mischt ihren Jubel ein in die Lob— 
gesunge der Natur. Pröhlich kehren heim die Scharen von Sing 
võgeln, welehe der rauhere Winter in wärmere Gegenden verscheucht 
hatte. Die Lerche verkündet zuerst den nahenden Lenz, trüllernd 
aum Himmel emporsteigend und weit umher die Luft erfüllend mit 
ihrer melodischen Brust. Am murmelnden Bache und im dGchten 
Gebusche lässt die Nachtigall hr seelenvolles Uied erschallen. Wenn 
aueh der Abend längst schon auf die Hluren sich herabgesenkt hat, 
so erfreut uns noch hr entzückender Gesang, und höher schlägt 
unser Herz dem Schöpfer entgegen. 
(Rĩtsevrt 
9 *
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.