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In Berg und Thal erwacht der Schall
Und will sich aufwärts schwingen.
Und der Morgenröthe Schein
Stimmt in lichter Glut mit ein:
„Laßt uns dem Herrn lobsingen!“
(G. Geibel.)
27.
Sonntag.
Der Sonntag ist gekymmen
Ein Sträußchen auf dem Hut;
Sein Aug' ist mild und heiter,
Er meint's mit allen gut.
Er steiget auf die Berge,
Er wandelt durch das Thal,
Er ladet zum Gebete
Die Menschen allzumal.
Und wie in schönen Kleidern
Nun prangen Jung und Alt,
Hat er für sie geschmücket
Die Flur und auch den Wald
Und wie er allen Freude
Und Frieden bringt und Ruh
So ruf' auch du nun jedem
„Gott grüß dich!“ freundlich zu.
(Hoffmann von Fallersleben)
28. Der Frühling.
Neu verjüngt wird die Natur nach dem Abzuge des rauhen
Winters Die eisige Kälte verschwindet; der tobende Sturm legt
sieh, und hervor tritt in heiterm Glanze der lang ersehnte Brühläng.
Da schmilzt der Schnee, der die trauernde Erde mit einem Todten-
gewande verhüllte; die Eisdecke zerrinnt, die Bäche und Plüsse
überzog, und ebllche Frühlingswärme ruft uns hinaus, dĩe Wonne zu
gerniessen, velehe der gütige Schöpfer von neuem über die Erde ausgoss.
In frischem Grün prapgen die Wiesen und viele Blumen, die
Prstlünge der wieder erwachten Natur, erfreuen uns schon durch
ihren RBeblichen Anblick und schmücken von neuem die Huren.
Die früher menschenleeren Felder füllen sich mit fleissigen Arbeitern,
beschastigt, die Pelder zu bestellen. Ode Stille weleht reger Datig
keit. Vergnügt treibt der Hirt seine Herde wieder hinaus auf den
grünen Teppich der Meiden, und munter springt sie umher, sieh
freuend des langentbehrten Genusses. Auf freien Dlätzen sammelt sieh
der Kinder muntere Schar zu geselligen Spielen; aueh sie fühlt neues
Leben, neue Wonne; auch sie mischt ihren Jubel ein in die Lob—
gesunge der Natur. Pröhlich kehren heim die Scharen von Sing
võgeln, welehe der rauhere Winter in wärmere Gegenden verscheucht
hatte. Die Lerche verkündet zuerst den nahenden Lenz, trüllernd
aum Himmel emporsteigend und weit umher die Luft erfüllend mit
ihrer melodischen Brust. Am murmelnden Bache und im dGchten
Gebusche lässt die Nachtigall hr seelenvolles Uied erschallen. Wenn
aueh der Abend längst schon auf die Hluren sich herabgesenkt hat,
so erfreut uns noch hr entzückender Gesang, und höher schlägt
unser Herz dem Schöpfer entgegen.
(Rĩtsevrt
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