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Sobald aber die Ausdehnung der Luft im geringsten nachlaͤßt drück
im Augenblick die Schwere des Quecksilbers in der Röhre nach und
das Quecksilber sinkt, manchmal bis unter 14 ew hinab. Also steigt
und fällt das Quecksilber, oder wie man sagt, das Wetterglas, und
sein Steigen und Fallen ist übereinstimmend mit dem unaufhörlichen
Wechsel in der Luft.
Endlich merke: Wenn die Luft anfängt sich stärker auszudehnen
und zu drücken, so wird gemeiniglich das Wetter heiter und schön
Das hat eine lange Erfahrung gelehrt. Läßt aber die Luft im Drucke
nach, so macht sich gewöhnlich ein Regen zurecht oder ein Sturmwind
und ein Gewitter. Wie nun das Steigen und Fallen des Queck—
silbers einen stärkern oder schwächern Druck der Luft anzeigt, ebenso
kündiget es auch zum Voraus Sonnensche in und Regen an, wenn
nichts anderes dazwischen kommt. Bisweilen trügen freilich alle Zeichen
und Hoffnungen, wie dem Leser wohl bekannt ist.
Das Wetterglas heißt mit einem gelehrten Namen: das Barometer
(Nach Hebel.)
51. Wärme und Kälte.
Was eigentlich Wärme sei, ist unmöglich mit Worten auszudrücken,
und man muß sich zur Erklärung derselben daran halten, wie sie sich
äußert, oder welche Wirkungen sie hervorbringt. Die Sonnenstrahlen
erzeugen Wärme, dasselbe thun alle brennbaren Stoffe, wenn sie brennen
oder glühen. Es zibt aber außerdem noch mehrere Ursachen, wodurch Wärme
entsteht; solche sind die Reibung, der Druck, die Gährung u. a—
Wenn man mit einem Bohrer ein Loch durxch ein Brett bohrt, so wird
derselbe heiß, und um so heißer, je schneller man bohrt, d. h. je
kräftiger und anhaltender die Reibung ist, welche zwischen dem Eisen
des Bohrers und dem Holze stattfindet. Ein Naturforscher ließ einst
in München, um diese Wirkung der Reibung zu zeigen, unter Wasser
ein Kanonenrohr bohren, wobei dem Wasser eine solche Hitze mitge—
theilt wurde, daß es nach einiger Zeit zu sieden anfing. Die Eisen⸗
bahnschienen werden durch Reibung warm, wenn ein langer Wagen—
zug üͤber sie hinweggleitet. So kann auch der Schmied durch heftiges
Haͤmmern ein Stuck Eisen der Art erhitzen daß es zuletzt glüht
Wenn nasses Heu einige Zeit in dichten Haufen auf einander liegt,
so fäͤngt es an zu gähren, dabei entwickelt sich eine bedeutende Wärme
und diese kann sich so steigern, daß das Heu von selbst zu brennen
anfängt. Durch heftige Zusammendrückung nehmen alle Gegenstäͤnde
eine höhte Waärme an, ja durch zusammengedrückte Luft kann man
Feuer erzeugen.
Obwohl man gewöhnlich Wärme und Kälte als zwei verschiedene
Dinge betrachtet, so besteht doch eigentlich kein wesentlicher Unterschied
zwischen ihnen. Warm nennen wir einen Gegenstand im Allgemeinen