Full text: Deutsches Lesebuch für die Oberklassen der Volksschule

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Hertha, das Sinnbild der fruchtharen Erde, war die liebende, 
nãährende und pflegende Mutter der Menschen. Außer diesen gab es 
noch eine Menge anderer, höherer und niederer Götter, auch Zwischen⸗ 
maͤchte, als Elfen, Nixen, Kobolde, Riefen, Zwerge u. s.w. 
Die Deutschen verehrien ihre Götter nicht in Tempeln, sondernen 
heiligen Eichenhainen, auf über das Irdische scheinbar erhabenen 
Bergen und Felsen, auch wohl an heiligen Quellen und 
den Gräbern der Verstorbenen. Sie glaubten an ein ewiges 
Leben nach dem Tode in Walhalla, wo die trefflichen Helden in 
Gemeinschaft mit den Göttern, angethan mit ihrem Waffenschmuck, 
Bier aus großen Hörnern oder aus den Hirnschalen erschlagener 
Feinde trinken, sich auf ihren Streitrossen an Kampfspielen erfreuen 
und sich durch das Anbentken wohlbestandener ¶ Kaͤmpfe beseligt 
fühlen würden. 
—2* 
Mach Duller.) 
2. Hermann der Cheruskerfürst. 
(On. Chr) 
Um die Zeit der Geburt Christi, als Augustus römischer 
Kaiser war, kamen die Deutschen in Gefahr, von den Romenm 
unterjocht zu werden. Bis zum Rheine und zur Donau n 
Deutschland unter rmische Herrschaft gekommen, und an deren Ufern 
hatten die Römer bereils Colonieen (Pflanzorte) Städte und 
Festungen angelegt. So sind die jehigen Side Köln, Koblenz, 
Mainz, Augsburg (d. i. Augustusburg) von den Ronenn eban 
worden. Man führte römische Gesetze ein und behandelle diese 
Länder als römische Provinzen. 
Aber damit begnůgte sich der Kaiser Augustus nicht, er wollte auch 
das Innere der deutschen Wälder erobernn Sr schickte darum seinen 
Stiefsohn Drusus gegen die Katten Gessen), Brukterer, Marsen, 
Cherusker unn. deutsche Völkerschaften. Dieser war bereus bis 
zur Elbe vorgedrungen, so daß die Romer die Gegenden des heutigen 
Westfalens shon ganz als unterjochtes Land glaubten behandeln zu 
können. Varuͤs, den Augustus späͤter als Feldherrn abgeschickt, versuchte 
die römische Sprache, römische Gesetze und Sittlen den Deulschen 
aufzudringen. Zun Zeichen seines Rechtes über Leben und Tod 
ließ er auch nach Sitte Roms Ruthen und Beile vor sich hertragen. 
Dies empoͤrte den deutschen Freiheitssinn. Unter dem Volke der Che⸗ 
rusker stand ein Jüngling auf, der schon eine Zeit lang in römischen 
Heeren gedient die Kunst des Krieges gelernt und selbst die römische 
Nitterwürde erlange hangnnn hieß Hermann oder Armin. Cu 
schoͤner und gewaltiger Held, deln Geschlechtes, untadelig an Sitten, 
klug wie wenige seines Volkes von feurige Beredsamkeitn und glůhend 
für die Freiheit gewann leicht die Herzen aller freigesinnten Männer 
und Jünglinge. In einer nächtlichen Versammlung schwuren sie Men 
Römern in Deutschland den Untergang. 
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