Das Lied vom Feldmarschall.
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235. Reiters Morgengesang.
1. Meorgenrot,
leuchtest mir zum frühen Tod!
Bald wird die Trompete blasen,
dann muß ich mein Leben lassen,
ich und mancher Ramerad!
2. Raum gedacht,
wird der Lust ein End gemacht.
Gestern noch auf stolzen Rossen,
heute durch die Brust geschossen,
morgen in das kühle Grab!
3. Ach, wie bald
schwindet Schönheit und Gestalt!
CTust du stolz mit deinen Wangen,
die wie Milch und Purpur prangen?
Ach, die Vosen welken all'!
Darum still
füg' ich mich, wie Gott es will.
Nun, so will ich wacker streiten,
und sollt ich den Tod erleiden,
stirbt ein braver Reitersmann.
Wilhelm Hauff,
236. Das Lied vom Feldmarschall.
1. Was blasen die Trompeten? Husaren heraus!
Es reitet der Feldmarschall im fliegenden Saus;
er reitet so freudig sein mutiges Pferd;
er schwinget so schneidig sein bliendes Schwert.
2. O schauet, wie ihm leuchten die
Augen so klar!
O schauet, wie ihm wallet sein schnee—
weißes Haar!
So frisch blüht sein Alter wie greisen—
der Wein;
drum kann er Verwalter des Schlacht⸗
feldes sein.
3. Der Mann ist er gewesen, als
alles versank,
der mutig auf gen Himmel den Degen
noch schwang.
Da schwur er beim Eisen gar zornig
und hart,
den Welschen zu weisen die deutscheste
Art.
Blücher.
4. Den Schwur hat er gehalten. Als Kriegsruf erklang,
hei! wie der weiße Jüngling in 'n Sattel sich schwang!
Da ist er's gewesen, der Kehraus gemacht,
mit eisernem Besen das Land rein gemacht.
F. Hirts Deutsches Lesebuch. Ausg. B. IV.
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