Emil Rittershaus. am
548. Frauengröße.
1. Willst du das Weib in ganzer Größe sehn,
So sieh es nicht umstrahlt von Glückes Glänzen,
Wenn unumwölkt die Freudensterne stehn;
So sieh's, wenn Dornen seinen Pfad bekränzen,
So sieh das Weib, wenn aus des Glückes Schoß,
Wenn von der Lust es hieß das Schicksal scheiden!
Denn wie der Mann in Tat und Handeln groß,
So ist's das Weib im Dulden und im Leiden.
2. O, sieh das Weib in opferfreud'ger Pflicht!
Im Arm des Weibes ruht der Mann, der kranke;
Aus ihrem Aug' die treue Liebe spricht,
Und ein Gebet ist jeglicher Gedanke.
Kein Stündlein, wo sie fern dem Liebsten blieb;
Sie mag sich gern um ihn des Schlafs berauben.
O, sieh das Weib voll opferfreud'ger Lieb',
Ein solches sieh und lern an Engel glauben!
3. Ein krankes Weib, des Todes Beute halb,
Kaum trägt den Körper noch der Fuß, der matte,
Und dennoch spielet um die Lippe falb
Ein freundlich Lächeln, naht besorgt der Gatte.
Nur im Verborg'nen still die Träne fällt,
Daß sie dem Liebsten ihren Schmerz verhehle;
Als Königin in des Gemütes Welt,
Der unerforschten, herrscht die Frauenseele.
549. Außer dir nur, was in dir!
1. Die Lüge sieht von Pol zu Pol 3. Doch ist dein Herz geplagt, gequält,
Ein Lügenneß gewebt; Von Gram und Sorgen matt,
Denn jeder schaut nur in der Welt, So scheint die Welt dir öd' und fahl
Was ihm im Busen lebt. Ein jedes Blütenblatt.
2. Wie's innen, so ist's draußen 4. Wer Nacht und Trug im Busen
auch. hegt,
Il's innen licht und hell, Sieht immer Nacht und Trug;
So dünkt die Welt dir lieb und schön, Wer Gott im tiefsten Herzen trägt,
Ein reicher Freudenquell. Sieht ihn im Weltenbuch.
550. Jest-Kantate zur Jeier der Vollendung des Kölner Doms.
(1b. Oltober 1880.)
Schwing dich zum Himmel, du Jubelgesang!
Kling durch die Lüfte, du fröhlicher Klang!
Was vor Jahrhunderten Meister erdacht,
Heut' ist's vollendet, heut' ist's vollbracht!