Full text: [Abteilung 1 = 1. Jahrgang, [Schülerband]] (Abteilung 1 = 1. Jahrgang, [Schülerband])

6. Das Glöcklein des Gluͤcks. 
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15. So mag dies Herz denn brechen, von Lieb' und Segen volll 
So mod're nun mein Busen, der thatenschwanger schwoll! 
Verwelke, Hand, denn nimmer krönt deine Müh' Gedeihn! 
Nur Gottes bester Engel lann hier mein Retter sein!“ 
16. Er spricht's und hebt zum Himmel nun Angesicht und Arm, 
und in die Kniee sinkt er und betet still und warm. — 
Da klopft's auf seine Schulter, er fährt erschreckt empor: 
„Komm' heim, du bist gerettet!“ so ruft es an sein Ohr. 
17. Und einen Bergmann sieht er froh lächelnd vor sich stehn, 
der fasset ihn beim Arme und winkt ihm fürder zu gehn; 
mit Leitern, Stahl und Seilen wird kühn ein Pfad gebahnt, 
wo Maxens Fußtritt strauchelt, stüßt ihn des Retters Hand. 
18. Der lädt ihn auf den Rücken, wo Klüfte schwindelnd droh'n! 
Wohl sind der Treue Schultern des Fürsten schönster Thron! 
Rasch geht's zu Thal, wo jauchzend Tirol empfaängt die zwei, 
kein Spõtter kann belächeln die seline Reiterei. 
19. Wohl kündet uns die Sage aus grauer Ahnenzeit 
von einem Himmelsboten, der schützend ihn befreit; 
ja, wohl ein Engel war es, ein Schutzgeist stark und kühn, 
des treuen Volles Liebe, so nennt zu deutsch man ihn. 
20. Ein Kreuz auf hohem Felsen blickt nieder in das Land 
und zeigt den Ort, wo bebend einst Habsburgs Sprosse stand; 
noch lebt die edle Kunde und jubelt himmelwärts 
aus manchen Sängers Munde, aus aller Tiroler Herz! 
A. Gruͤn. 
6. *Das Glöcklein des Glücks. 
1. Der Kõönig lag im Tode, da rief er seinen Sohn. 
er nahm ihn bei den Händen und wies ihn auf den Thron. 
„Mein Sohn,“ 80 sprach er zitternd, „mein Sohn, den lass' ieh dir; 
doch nimn mit meiner Lrone noch dies mein Wort von mir: 
2. Du denkst dir wohl die Erde noch als ein Haus der Lust; 
mein Sohn, das ist nicht also, sei dessen früh bewubt! 
Nach Eimern zuhlt das Unglück, nach Tropfen zuhlt das Glüek. 
leh geb' in tausond Eimern 2wei Tropfen kaum zurüek.“ 
. Der König sprieht's und scheidet, der Sohn begrisf ihn nieht, 
Er sieht noch rosenfarben dieé Welt im Maienlicht. 
Zu Throne sitat er Iüchelnd, beweisen will er's Klar, 
wie scur getüuseht sein Vater von düsterm Geiste war. 
— Aud auf das Dach des Hauses, grad' über seinem Gaal, 
worin er sgehluft und ainnet und sitzt am froben Mahl, 
labt er ein Glöcklein hängen von bellem Sibberklang, 
das lüutet, vie er unten nur leise rührt den Strang. 
5. Den aber will er rühren — 80 thut er's kund im Land — 
s0 ost er sieh reeht glücklieh in seinem Sinn empfand;
	        
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