Full text: [Oberklassen, [Schülerband]] (Oberklassen, [Schülerband])

1561 
die Stadt, damit diese an verschiedenen Enden zu gleicher 
Zeit angezündet werde. Die Flammen aus 41 Gassen in 
Anem Unmkreise von M Stunden schlugen himmelhoch in 
einem allgemeinen Feuermeere zusammen. 
Es war jetzt Mitternacht. Der glühende Feuerregen 
dauerte fort und wuchs mit der weiterschreitenden Flamme. 
Da slog ein Feuerbrand, den der Wind durch die Luft 
trug, in die Kuppel des Domes, zündete, und die Flamme 
schlug auf. Bald war der ganze Doͤm ein Feuerball 
Dinnen sauste der Wind durch die een Fenster 
Ind jagte die Flamme umher durch die Pfeiler, Gewölbe 
ind Selenhallen, und draußen seukten sich langsam die 
Dächer hn Kuppeln und des Langhauses und brachen 
in sich selbst zusammen. Die Glockenstühle waren allmählich 
durchgebrannt; sie wichen aus dem Gefüge, krachten und 
stürzten samt den Glocken mit donnerndem Getöse herab. 
Der Brand färbte den Himmel auf einen Umkreis von 
vielen Stunden blutig rot und verkündete, bis zu den beiden 
Gebirgsketten hinüberleuchtend, den Untergang von Speyer 
Die Franzosen sahen die auffliegenden Häuser, 
die fallenden Stadtgebäude, hörten das Einbrechen der 
Moster⸗ und Stiftstürme, hörten den Sturz der mit lautem 
Krachen niederfahrenden Kuppeln am Münster — und 
einen sich des gelungenen Mordbrandes. Sie kehrten nun 
n die bbe Sladt zuruck. Durch die noch rauchenden Balken⸗ 
ünmer de Domes kamen sie an die Gräber der Kaiser. 
dDa erinnerten sie sich der alten Sage, daß die deutschen 
Herrscher mit großen Schätzen hier. vbersenkt worden, und 
sbalß erwachte die Habgier in ihren Gemütern. Die 
Scheu vor den Toten hielt die Vandalen nicht ab, und die 
len Völkern heilige Ruhe der Verstorbenen wehrte nicht 
dem Durste nach Gold. Sie zerschlugen die Särge, so aus 
koͤstlichem Marmor bestanden, rissen das eiserne Gitlter nieder, 
das die seither vor Verletzung schützte, brachen die Gräber 
auf und wuhlten hinab. Emsig suchten sie umher, rissen die 
Leiche des Kaisers Abbrecht heraus und streuten, vielleicht 
us Muwillen, vielleicht ob getäuschter Erwartung erbost, 
seine Gebeine in den Schutt. Desgleichen erbrachen sie auch 
noch andere Gräber, warfen die noch unverwesten Körper 
im Dome umher und raubten die Särge, den Schmuck und 
was sie sonst an Metall fanden.
	        
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