fullscreen: [Teil 4 = Kl. 5 u. 4] (Teil 4 = Kl. 5 u. 4)

zu springen, also daß sie sich der Rache des beraubten Schlangen¬ 
königs glücklich entzogen. 
Als nun die andern Mädchen den erworbenen Schatz be¬ 
trachteten und gewahr wurden, wie überaus zierlich und fein dieses 
Krönlein gearbeitet war, und wie es in seiner Mitte einen fun¬ 
kelnden, blauen Stein von ganz seltsamem Glanze trug, da ward 
ihre Mißgunst und ihr Neid noch größer denn zuvor, und sie 
hätten der glücklichen Grete das köstliche Besitztum gern abge¬ 
schwatzt. Doch so gut und fügsam auch diese sonst war, so blieb 
sie diesmal doch fest und hielt allen Drohungen, Bitten und 
Schmeicheleien stand. Ja, als ihr die eine ihr güldenes Sonntags - 
kettlein mit dem Korallenherzen und die andere ihren Ring mit 
dem hellblauen Stein dafür versprach, schüttelte sie nur mit dem 
Kopfe und hielt die Hand fest auf der Tasche, in der sie den 
Schatz barg. Sie lagen ihr in den Ohren, bis die Zeit kam, die 
Gänse nach Hause zu treiben, allein sie erreichten nichts und 
mußten ohne das Krönlein abziehen. 
Die arme Witwe war hoch erfreut, als ihr Grete zeigte, was 
sie mitgebracht hatte. „Das ist ein herrlicher Schatz,“ sagte sie, 
„nun hat alle unsere Not ein Ende.“ 
Nachdem sie wohl eine Stunde lang das zierliche Ding besehen 
und hin und her gedreht und im Lichte der Lampe hatten funkeln 
lassen, ward es sorglich eingewickelt und in die Truhe geschlossen. 
Danach gingen Mutter und Tochter zu Bette, ln der Nacht 
erwachten beide von einem leisen, pfeifenden Getön und waren ver¬ 
wundert, die Kammer von einer milden Helligkeit erfüllt zu finden, 
obgleich der Mond gar nicht am Himmel stand. Dieser Schein 
aber kam von dem Schlangenkönig her, der auf dem Fußboden lag 
und leuchtete, als sei er aus lauter Mondschein geformt. Er sprach, 
indem er sein Haupt erhob, mit feiner, silberner Stimme: „Gebt 
mir mein Krönlein zurück, ich will es euch kostbar lohnen! Es 
wird eine sonderliche Blume in eurem Garten wachsen, dergleichen 
ihr noch nie gesehen habt. Wenn ihr dort nachgrabt, so werdet 
ihr einen großen Schatz finden. Nicht eher begehr’ ich das Krön¬ 
lein zurück, als bis sich dies als Wahrheit erwiesen hat. Versäumt 
ihr aber dann, meinen Wunsch zu erfüllen, so wird euch großes 
Unglück treffen!“ Nachdem der Schlangenkönig diese Worte ge¬ 
sagt hatte, glitt er hinter den Ofen und verschwand. 
Grete und ihre Mutter konnten vor Aufregung und Erwartung 
die ganze Nacht nicht mehr schlafen. Kaum graute der Morgen, 
da waren sie schon in dem taufeuchten Garten und suchten nach 
der verheißenen Blume. Ob sie aber gleich jeden Winkel durch¬ 
stöberten, so vermochten sie doch nichts Auffallendes zu finden
	        
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