Full text: Erstes Lesebuch für die Oberstufe (Teil 5, [Schülerband])

Frankreich und Paris. 
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Janz Europa. Seine Fabrikate erfreuen sich durch Geschmack und Gediegen— 
heit des glänzendsten Rufes. Daß bei solchen Grundbedingungen und der 
günstigen Lage des Landes (an drei Meeresteilen und mit troßdem breiter 
Landgrenze) der Handel Frankreichs großartige Entwicklung gewinnen 
mußte, ist natürlich. In der Tat steht er nur demjenigen Englands, der 
Vereinigten Staaten von Nordamerika und Deutschlands nach und ist in 
fortdauerndem Aufblühen begriffen. Die weit überwiegende Mehrzahl der 
Einw ohner ist römisch-katholisch. Die Volksbildung ist in Frankreich noch 
sehr zurück (4 der Bevölkerung ist des Lesens und Schreibens unkundig); 
nur in den großen Städten wird in dieser Beziehung besser gesorgt. 
2. Paris (21 Millionen Einwohner), die Hauptstadt von Frankreich, 
zu beiden Seiten der Seine (pr. ßähn), ist gewissermaßen das Gehirn von 
Frankreich. Der älteste Teil von Paris mit der Kathedrale Notre Dame 
spr. nottr dam) liegt auf der größeren Seine-Insel. Die an Stelle ehe— 
maliger Wälle und Gräben errichteten Boulevards (spr. buhlwahr) sind die 
Hauptadern des Pariser Lebens. Großartige Bauten, reiche Verkaufshallen, 
Theater, Kaffeehäuser ziehen sich in langen, glänzenden Reihen dahin; feine 
Wagen folgen einander ohne Ende, und das Getümmel und Gewühl der 
Menge dauert bis über die Mitternachtsstunde hinaus. Die äußern Boule— 
vards, welche die alten Vorstädte von den neuen, in die Umwallung von 
Paris gezognen Vorstädten trennen, sind weniger lebhaft als die innern. 
Lüngs der Seine-Ufer ziehen sich die prachtvollen Uferstraßen hin, und zahl— 
reiche Brücken vermitteln den Verkehr über den Fluß. Unterhalb der Alt— 
stadt, auf der rechten Seite der Seine, befindet sich Palast an Palast: hier 
der Louvre (spr. luhwr) mit seinen großartigen Kunstsammlungen, das Palais 
Rohal (pr. paläh roajal) mit prachtvollen Läden, in denen der Luxus der 
Welt zur Schau liegt, das Stadthaus, das in den verschiedenen Revolutionen 
in Paris stets eine wichtige Rolle gespielt hat. Der größte öffentliche Platz 
von Paris ist das Marsfeld. Auf ihm finden die großen Ausstellungen statt; 
hier erhebt sich das zur Zeit höchste Bauwerk der Erde, der 300 m hohe 
eiserne Eiffelturm. 
Wie Paris der Sitz der höchsten politischen Körperschaften des französischen 
Staates ist, so umschließt es auch die höchsten wissenschaftlichen und Kunst— 
Anstalten von Frankreich. Alles, was in diesem großen Lande Geist und 
Gaben hat oder zu haben glaubt, drängt nach Paris, wo die Hilfsquellen 
der gesamten gebildeten Welt vereinigt sind. Mit Recht ist Frankreich stolz 
auf seine Hauptstadt, und der Bewohner der „Provinz“ findet es begreiflich, 
daß dem Pariser schon als solchem ein gewisser Vorzug gebühre. 
Paris ist die erste Fabrik- und Handelsstadt Frankreichs, ein Haupt— 
eldplaß Europas. Nach allen Richtungen hin laufen von ihm Eisenbahnen 
d. Hirts Deutsches Lesebuch. Ausg. B. V. 
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