Full text: Lesebuch für die Oberstufe (Teil 4, [Schülerband])

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D. Die Heimatflur im Jahreslaufe. 
3. Große Sorgfalt ist schon auf das Pflanzen der Obstbäume zu 
verwenden. Freilich wollen viele Leute damit unter allen Umständen 
schnell fertig sein. Sie graben ein Loch, stecken den Baum hinein, treten 
die Wurzeln, wenn sie nicht recht Platz darin haben, gewaltsam mit den 
Füßen fest, werfen die ausgegrabene Erde wieder darauf, und nun heißt 
es: „Friß, Vogel, oder stirb!“ 
So geht es nicht! 
Man hebe vielmehr eine runde Grube von 191—2 m Durchmesser 
und 1m Tiefe aus. Sollte man dabei auf eine stark eisenhaltige, also 
rötlich aussehende, lehmige, feste oder grobkiesige Schicht stoßen, so muß 
diese durchstochen und beseitigt werden, da die daraufstoßenden Baum— 
wurzeln nicht die erforderliche Nahrung darin finden und sie auch nicht 
durchdringen können. Dann mische man Kompost und Gartenerde mit 
Lehm- oder Tonerde, bringe davon eine Schicht hinein, setze den jungen 
Baum darauf, so daß er wieder ebenso tief in den Boden hineinkommt, 
wie er in der Baumschule gestanden hat, breite die Wurzeln aus und 
bringe sie möglichst wieder in ihre natürliche Lage, schütte das noch 
übrige Gemisch von Erde darauf und schlemme den jungen Baum mit 
einigen Kannen Wasser wieder an. Ein unten zugespitzter Pfahl kann 
gleich mit eingegraben werden, weil er sonst bei einem spätern Eintreiben 
in den Boden die Wurzeln beschädigen könnte. Das Anbinden geschieht 
am besten mit einem weichen, festen Bande (Tuchkante, Leder oder Stroh— 
seil). Man legt das Band zuerst um den Baum, so daß es zwischen 
diesem und dem stützenden Pfahle ein Kreuz bildet, und hinter dem 
Pfahle wird der Knoten geschürzt. — Man pflanzt Obstbäume gewöhn— 
lich in einem Abstande von 8—9 m, so daß ungefähr 70—80 qm für 
jeden Baum gebraucht werden. 
4. Man sollte den Obstbaum nicht zu hoch werden lassen; kleinere 
Bäume lassen sich bequemer bewirtschaften. Man lasse auch die Krone 
nicht zu dicht werden, sondern sorge dafür, daß sie in allen ihren Teilen 
Luft und Licht habe, und ziehe die Zweige einer gleichmäßigern Saft— 
verteilung wegen möglichst wagerecht. Im Februar oder März entferne 
man alle etwa noch vorhandenen Raupennester und werfe sie ins Feuer, 
kratze die schmarotzenden Pflanzen, Flechten und Moose ab, dünge den 
Baum und gebe ihm im Sommer eine hinreichende Menge Wasser; der 
Baum bedarf namentlich in dieser Zeit der Pflege. Es gibt Birn— 
und Apfelbäume, welche 6—7,5 Ul Früchte tragen; zu solcher Ernte 
ist aber nicht nur Dünger, sondern auch eine gehörige Menge Wasser 
erforderlich; bekommt der Baum diese nicht, so läßt er die Früchte nach 
und nach fallen, um das eigene Leben zu retten und auf bessere Zeiten
	        
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