Full text: Lesebuch für die Oberstufe (Teil 4, [Schülerband])

3. Witterungs⸗ und Bodenverhältnifse. Erzeugnisse des Landes. 
Kreise an der obern Netze und an der Warthe, sowie die Südkreise. Durch 
hohe Fruchtbarkeit zeichnen sich die Bruchgegenden an der Netze, Warthe 
und Obra aus. Die fruchtbarsten Strecken der Provinz sind die Kreise 
Kosten, Schroda, Kröben, ganz besonders aber das preußische Kujawien. 
So nennt man nämlich den Kreis Inowrazlaw. Hier ist der Boden zum 
großen Teil Ackerland erster Klasse. Weizen wird vorzugsweise um Ino— 
wrazlaw herum und in den Flußniederungen gebaut, Roggen allenthalben; 
von beiden erzeugt die Provinz mehr, als sie verzehrt. Die Erträge an Gerste 
und Hafer dagegen decken nur den eigenen Bedarf. Immer weiter verbreitet 
sich der Anbau der Zuckerrüben, die in die Zuckerfabriken kommen, sowie 
der Bau der Kartoffeln, welche auf dem leichten Boden vortrefflich gedeihen 
und nicht nur den Menschen und dem Vieh zur Nahrung dienen, sondern 
auch in den zahlreichen Spiritusbrennereien und Stärkefabriken ver— 
arbeitet werden. 
Eine besondere Pflege erfährt der Hopfenbau, vorzüglich in der Ge— 
gend um Neutomischel und Bentschen. Um Bomst, Unruhstadt und Woll⸗ 
stein treffen wir nicht unbeträchtliche Weinberge. 
Wie dem Ackerbau wird auch der Viehzucht große Sorgfalt zugewendet. 
Die meisten und besten Pferde werden in den Nord- und Ostkreisen gezogen. 
Bei den Bauern findet man noch das unansehnliche polnische Pferd, das 
aber ausdauernd ist und wenig Pflege braucht; das kräftigere deutsche Pferd 
wird auch gezüchtet. Das beste Rindvieh gedeiht im Netzebruch; auch auf 
den großen Gütern wird gutes, starkes Vieh gezüchtet, von dem viel nach 
Berlin und Westdeutschland verkauft wird. 
Schweine werden in zahlreichen Herden auf Wochenmärkten zusammen⸗ 
getrieben, hier aufgekauft und weiter nach Schlesien, Sachsen und Brandenburg 
gebracht. Die Landwirte züchten auch zahlreiche Herden von Gänsen und 
Enten, die dann im Herbste von Händlern mit der Eisenbahn nach den 
größern Städten, namentlich nach Berlin, gebracht werden. Große Mengen 
Geflügel werden aus Rußland eingeführt. Auch die Bienenzucht verbreitet 
sich immer mehr und liefert dem fleißigen Imker reiche Erträge. 
3. Der Betrieb des Bergbaues ist in unsrer Provinz nur gering. Von 
einiger Bedeutung sind die Braunkohlenlager und die Torfstiche. Jene 
finden wir z. B. im Warthetale von Obornik bis Schwerin, in den Kreisen 
Kröben und Fraustadt, an den Ufern der Netze und Brahe und am umfang— 
reichsten an den Ufern des Weichselstromes bei Fordon. Mehr ausgebeutet 
werden die zahlreichen Torflager, die besonders in den bruchigen Niederungen 
der Flüsse und an mehreren Seen von großer Mächtigkeit sind. Bei Wapno 
im Kreise Wongrowitz findet sich ein bergmännisch bearbeiteter Gipsbruch. Von 
ganz besonderer Wichtigkeit für die Provinz aber ist die Aufdeckung des Stein⸗ 
salzlagers bei Inowrazlaw. Daselbst befindet sich ein Salzbergwerk und
	        
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