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auch in anderen Städten Messen, aber die Leipziger Messen haben sich bis
heute den Vorrang vor allen übrigen bewahrt.
Einen großen Aufschwung nahm Leipzig auch durch die Erfindung
der Buchdruckerkunst. Man errichtete in Leipzig Druckereien in großer
Zahl, und heute giebt es wohl kaum eine Stadt, die so viel Buchdruckereien
aufzuweisen hat, und in welcher der Buchhandel so bedeutend ist, wie
Leipzig.
Dazu kam noch, daß im Jahre 1409 der Kurfürst Friedrich der Streit⸗
bare in Leipzig eine Hochschule gegründet hatte. Tausende von Studenten
mit ihren Lehrern hatten die Prager Hochschule wegen Streitigkeiten ver—
lassen und waren aus dem Böhmerlande herüber nach Sachsen gekommen,
um hier ein Obdach zu suchen. Kurfürst Friedrich nahm sie freundlich auf
und wies sie nach Leipzig. So entstand die Leipziger Hochschule oder
Universität. Dieselbe erwarb sich mit der Zeit einen großen Ruf, und
gegenwärtig wird sie von mehr als 3000 Studenten aus allen Teilen des
deutschen Reiches und des Auslandes besucht.
Eine ganz neue Zeit aber brach für Leipzig an, als die Eisenbahnen
erfunden worden waren. Leipzig selbst baute vor 50 Jahren die erste große
deutsche Eisenbahn, nämlich die von Leipzig nach Dresden. Jetzt hat Leip—
zig einen so regen Eisenbahnverkehr, daß täglich viele Hunderte von Eisen—
bahnzügen ein- und ausfahren. Nächst Hamburg und Berlin ist Leipzig die
größte Handelsstadt Deutschlands.
Welches Gewimmel herrscht auch außer der Messe auf den Haupt—
straßen der Stadt! Rollwagen an Rollwagen knarren über das Pflaster
hin und leeren sich an den großen Warenspeichern, oder sie werden dort
mit Ballen, Kisten und Fässern beladen, die nach dem Bahnhofe befördert
werden sollen. Tausende von Kaufleuten sitzen in ihren Geschäftsstuben
und rechnen und schreiben; ebenso viele sind in den Läden als Verkäufer
beschäftigt. Millionen von Mark gehen in den Geldgeschäften jeden Tag
aus und ein.
Mit dem Handel und Verkehr in Leipzig wuchs auch die Größe der
Stadt. Bald reichte das alte Leipzig nicht mehr aus für alle die Waren—
häuser, Fabriken, Groß-⸗ und Kleingeschäfte, und so kam es, daß man
eine große Anzahl Dörfer in der nächsten Umgebung zur Stadt schlagen
mußte. Auf diese Weise ist die Einwohnerzahl auf 350000 gestiegen, und
stundenlang muß man jetzt wandern, ehe man von dem einen Ende des
unabsehbaren Häusermeeres zu dem entgegengesetzten gelangt.
21. Wunderbare Rettung.
Im dreißigjährigen Kriege ging es in unserm Vaterlande gar traurig
her. Städte und Dörfer wurden schrecklich verwüstet und viele gänzlich
niedergebrannt. Ein solches Schicksal war auch der Stadt Pegau in
Sachsen zugedacht.