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16. Die Erde unb bie Sonne.
keinen andern Menschen als auf dich, so dürftest du degwegen in dem
nämlichen Augenblicke, als sie abgebrannt wird, noch herzhaft anfangen
ein neues Haus zu bauen. Du könntest auch darin noch manches Jahr
essen, trinken und schlafen; olelleicht noch Kinder erleben. Denn wenn
auch die Kugel in schnurgerader Richtung und immer in gleicher
Geschwindigkeit fort und fort flöge, so könnte sie doch erst nach
Verfluß von ungefähr fünfundzwanzig Jahren von der Sonne hinweg
auf der Erde anlangen. Und dennoch hat eine Kanonenkugel einen
scharfen Flug. Denn zu einer Weite von zweihundert Meter bedarf sie
nicht mehr als den sechzigsten Teil einer Minute, nämlich eine Sekunde.
Daß nun ferner die Sonne auch nicht bloß eine glaͤnzende Fenster⸗
scheibe des Himmels, sondern wie unser Erdkörper eine schwebende
Kugel sei, begreift man schon leichter. Aber wer vermag ihre Größe
zu begreifen, da sie aus einer so unermeßlichen Ferne noch solche Kraft
des Lichts und der Wärme auf der Erde ausübt und alles segnet, was
ihr Antlitz bescheint! Der Durchmesser der Sonne ist einhundertzwolf⸗
mal so groß als der Durchmesser der Erde. Wenn sie hohl wäre, so
hätte nicht nur unsere Erde in ihr Raum, auch der Mond, der doch
fünfzigtausend Meilen von uns absteht, könnte darin ohne Anstoß auf⸗
und untergehen. Ja, er koͤnnte noch einmal so weit von uns entfernt
sein, als er ist, und doch ohne Anstoß um die Erde herumspazieren,
wenn er wollte. So groß ist die Sonne; und doch geht sie aus der
naͤmlichen, allmaͤchtigen Hand hervor, die auf der Erde das Mohn—
samenkoͤrnlein in seiner Schale bildet und zur Reife bringt. Eines ist
so unbegreiflich wie das andre.
Die Erde dreht sich in olerundzwanzig Stunden um sich selber.
Man stelle sich vor, daß von einem Punkt der Erdkugel durch ihre
Mitte bis zum entgegengesetzten Punkt eine lange Achse gezogen wäre.
Diese zwei Punkte nenni man Pole. Um diese Achse herum dreht sich
die Erde in vierundzwanzig Stunden. Dabei bleibt sie nicht an dem
nämlichen Ort im Weltraum stehen, sondern sie bewegt sich unaufhör⸗
lich und mit unbegreiflicher Geschwindigkeit in einer großen Kreislinie
in dreihundertfünfundsechzig Tagen und ungefähr sechs Stunden um
die Sonne herum und wieder auf den alten Ort. Deswegen und weil
alsdann nach dreihundertundfünfundsechzig Tagen und ungefähr sechs
Stunden alles wieder so wird, und alles wieder so steht, wie es vor
eben so viel Zeit auch gestanden ist, so rechnet man dreihundertfünf⸗
undsechzig Tage zu einem Jahr. Die sechs Stunden aber spart man
vier Jahre lang zusammen, bis sie auch vierundzwanzig Stunden aus-
machen. Denn man darf nichts von der kostbaren Zeit verloren gehen
lassen. Deshalb rechnet man auf je vier Jahre einen Tag mehr und
nennt es ein Schaltjahr. — Der Frühling beginnt um den ein—
undzwanzigsten März; die Sonne steht gleich weit von den Polen über
der Erde, Tag und Nacht sind gleich. Die Sonne scheint immer näher
zu kommen und immer höher am Himmel aufzusteigen, der Tag und
die Wärme nehmen zu, die Nacht und die Kälte nehmen ab. Der