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wurde dann wieder auf die sinnloseste Weise vergeudet. Besonders
große Summen verschwendete man auf den Bau der Wohn- und
Landhäuser.
2. Die Häuser der vornehmen Römer, a) Der ganze Reichtum
eines vornehmen Römers zeigte sich in der Bauart und Ausschmückung
seines Hauses. Das ursprünglich einfache Wohnhaus wurde durch An¬
bauten auf den Seiten und nach der Tiefe erweitert und hinter dem
Hause ein Garten angelegt, den dann Seitengebäude und Säulenhallen
umfaßten. In diesen Garten gelangte man durch Korridore. Am Ein¬
gang hatten die Häuser einen mehrere Stufen über der Straße liegenden
Vorplatz, auf welchem sich in den Morgenstunden die Besucher ver¬
sammelten, um dem Herrn den Morgengruß zu bringen. Die Haus¬
türen, von Holz verfertigt und häufig mit Schildpatt oder Elfenbein
eingelegt, öffneten sich nach innen. Schwelle wie Türpfosten waren von
Marmor oder von feiner Holzarbeit. Ein Pförtner öffnete dem Klopfenden,
indem er die Türriegel zurückschob. Auf der Türschwelle war das Wort
„Salve“ eingegraben. An den Wänden der viereckigen Halle (Atrium),
dem Mittelpunkt des Hauses, hingen die Ahnenbilder, oder es waren in
Nischen Standbilder aus Marmor und Erz errichtet. Eigentümlich war
die Ausschmückung der Zimmerwände durch Malerei: Nachbildungen
von Säulen, landschaftliche Ansichten, verbunden mit Darstellungen
aus dem Alltagsleben und dem Stilleben, aus dem Götter- und Helden¬
sagenkreise. Der Fußboden war in der älteren Zeit aus festgestampftem
Lehm gebildet, später war er mit großen einfarbigen oder mit dreieckig,
viereckig oder sechseckig geschnittenen und zu geometrischen Figuren zu¬
sammengesetzten Platten von weißem und buntfarbigem Marmor be¬
legt; dieser Bodenverzierung folgte die Mosaikarbeit, indem statt der
größeren Steintafeln kleine, buntfarbige Stifte aus Marmor, unter¬
mischt mit anderen kostbaren Steinarten angewandt wurden, aus
welchen man geometrische Figuren und andere mannigfache Muster
herzustellen versuchte. Die Figuren wurden dann mit Bildern aus
Steinstiften umrahmt.
Im Garten waren schattige Laubgänge von Platanen, wohlgepflegte,
von Rabatten eingeschlossene Wege zu finden, die strauch- und baum¬
artigen Gewächse waren zu Girlanden gezogen, die Hecken und Bäume
in allerlei wunderbare Formen verschnitten, auch befanden sich Spring¬
brunnen und Fischbehälter darin.
b) Die innere Ausstattung der Räume mit Hausgeräten entsprach
der Pracht des ganzen Hauses. Neben dem einfachen Klappstuhl und
lehnlosen Sessel bediente sich der Römer eines bequemen, mit gepolsterter
Rückenlehne versehenen Stuhles. Der Bettkasten, entweder aus Holz,
mit eingelegter Arbeit aus Elfenbein und Schildpatt verziert, oder aus
edlem Metall verfertigt, ruhte auf kunstreich geformten Füßen; die
Matratze war mit Schafwolle oder auch mit dem Flaum der Gänse ge¬
füllt, die Pfühle und Kissen, Decken und Tücher, oft kostbar gefärbt und