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reinen Unschuld und harmlosen Fröhlichkeit hat ihn immer entzückt.
Er konnte kein Kind sehen, ohne es anzulächeln, ohne ihm die Wange
zu streicheln, ohne ihm ein paar liebe Worte zu sagen. Wie er
selber ein wahrhaft kindliches Gemüt besaß, so verstand er's auch
wie selten einer, in den Kinderherzen zu lesen. Deshalb war er aber
auch der Abgott der deutschen Kinderwelt; deshalb jubelten ihm ihre
Herzen zu, sobald er sich nur sehen ließ. Nie hat ein Fürst der
Jugend so nahe gestanden wie er, nie hat irgend eine andere fürst—
liche Persönlichkeit — ausgenommen die Königin Luise — an den kleinen
Freuden und Leiden der Jugend persönlich so innigen Anteil genommen
wie er; nie hat aber deswegen die Kinderwelt sich einem Fürsten so
vertraulich und unbefangen genaht wie dem deutschen Kronprinzen.
Wer ihn gesehen hat mit den Kindern verkehren — sei es bei den
fröhlichen Gartenfesten auf seinen Gütern in Eiche, Bornstedt und
Paretz, sei es in den Schulen dieser Dörfer, sei es in den lustigen
Stunden, die er unter den Kindern der Potsdamer Badeanstalt zu—
brachte, sei es bei irgend einer andern Gelegenheit, — der hat das
Bild dieser Siegfriedsgestalt mit den blonden Haaren und den ge—
winnenden blauen Augen nicht mehr aus dem Gedächtnis verloren.
Aber Kaiser Friedrich verstand es nicht allein, mit der Jugend
zu scherzen; seine ganze edle Persönlichkeit, sein einfaches, würdiges
Auftreten, der hohe, sittliche Ernst, mit dem er die Aufgabe der Er—
ziehung des Volkes auffaßte — alles das machte ihn zu einem leuch—
tenden Vorbilde für die Jugend. Ein freundlicher, belohnender Blick
aus diesen blauen Augen erschien dem Strebsamen, dem Fleißigen,
dem Bescheidenen tausendmal wertvoller als die größte Lobrede. Aber
diese schön gewölbte Stirn konnte sich auch in edlem Unwillen furchen,
dieses sonst in mildem Glanze schimmernde Auge konnte auch strafende
Blitze auf den Sünder herniederschleudern. Sein ganzes Verhältnis
zu der lernenden Jugend — besonders den Kadetten gegenüber, mit
denen er naturgemäß sehr häufig in Berührung kam — wirkte durch⸗—
aus erziehend. Eigendünkel, Unbescheidenheit, Überhebung, Anmaßung,
unwahres Wesen wies er mit entschiedenem Unwillen in die gebüh—
renden Schranken zurück. So tadelte er einst vor der ganzen Kom—
panie mit sehr scharfen Worten einen jungen Kadetten, der sich über
einen alten, gedienten Soldaten in sehr vorlauter und unbescheidener
Weise lustig gemacht hatte.
Strebsamen und talentvollen Jünglingen, die unter drückenden
Verhältnissen zu leiden hatten, ist Kaiser Friedrich als Kronprinz