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grüßt er von allen Seiten her aufs freundlichste. Daher ist's wohl—
getan, die beengenden Stadtmauern zu verlassen und den schönen
Mai ländlich zu genießen. Welche Genüsse bieten die Morgen und
Abende! — Wie lieblich ist eine Morgenwanderung! Jeder Busch hegt
eine Nachtigall oder einen andern Frühlingssänger, der statt des
Morgengebeles seinen Gesang erhebt. Die Lerche steigt aus der
grünen Furche hoch in die Luft, um, dem dn näher, Dank
zu singen für den Schlummer der Nacht und für den jungen Tag.
Wohin man blickt, regt sich rohes, mannigfaltiges Leben. Der Morgen—
wind weht lieblich frisch daher, mit jeder Blume, jedem Blättchen und
Halme spielend. Und dort über den Bäumen steigt die Sonne majestätisch
schön aus Blütenduft empor und beschaut sich in jedem Tautröpfchen, das
an Kräutern und Blumen hängt, wie in einein Spiegel. Der Wind
rauscht stärker in den Baumwipfeln, die Vöglein singen freudiger, die
Blumen heben ihre kleinen Häupter entzückt empor zu dem goldigen
Sonnenlichte, und der Wanderer singt dem Ackersmanne andächtig
nach: „Wach auf, mein Herz, und singe dem Schöpfer aller Dinge!“
— Wie schön sind die Abendel Alles duftet und singt bis in die
späte Nacht hinein. Die Nachtigall läßt sich ohne Unterbrechung hören,
und steht der Mond am Himmel, — wie zauberisch verbreitet er sein
mildes Licht durch das reichbelaubte Gezweig! Die Erde weit und breit
ist ein Paradies geworden, und der sinnende und fromme Mensch
geht durch ihre Schönheiten dahin wie ein Seliger, den Himmel im
Herzen und ringsumher goldenen Himmelswiederschein!
Rebaus Jugendfreund.
22. Der Mai ist gelommen.
1. Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,
da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus!
Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt,
so steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.
2. Frisch auf drum, frisch auf drum im hellen Sonnenstrahl,
wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Tal!
Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all;
mein Herz ist wie ne Lerche und stimmet ein mit Schall.
3. O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust!
Da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust;
da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:
Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!
Geibel.
23. Lier ist gegipst.
Benjamin Eranklin war ein vortrefflicher Staatsmann in Nord-
amerika und hat als solcher seinem Vaterlande grosse Diepnste