Full text: Mittelstufe, Oberabteilung, (3. Klasse der Berliner Gemeindeschule) (Teil 3, [Schülerband])

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Riese Wate ging nun zu den Zwergen und redete mit ihnen und 
sagte, er habe hier seinen Sohn Wieland und wolle, daß sie den 
Burschen auf zwölf Monate zu sich nähmen und ihn allerhand Schmiede⸗ 
arbeit lehrten; dafür wollte er ihnen so viel Gold geben, als sie 
fordern würden. Da willigten die Zwerge ein, daß sie den Burschen 
annehmen und ihn allerhand Kunstwerk lehren wollten, wenn Riese 
Wate ihnen eine Mark Goldes gäbe. Das nahm er an und gab sie 
ihnen sogleich. Da bestimmten sie einen Tag nach zwölf Monden 
Frist, an welchem er wieder nach seinem Sohne kommen sollte; so 
ward der Handel beiderseits geschlossen. 
Riese Wate fuhr nun wieder heim nach Seeland. Wieland aber 
blieb zurück und lernte schmieden; und so gelehrig war er, daß er 
jegliches nachschmiedete, was sie ihm vormachten. Er diente den 
Zwergen so gut, daß, als Riese Wate nach zwölf Monaten ihn zu 
holen kam, sie ihn nicht ziehen lassen wollten. Sie baten den Riesen 
bielmehr, er möge den Burschen noch zwölf andere Monden bei ihnen 
lassen; sie wollten ihm dann die Mark Goldes wieder zurückgeben, 
welche sie als Lehrgeld genommen; auch wollten sie ihn noch einmal 
so viel Künste lehren, als er bisher bei ihnen gelernt hatte. 
Diesen Vorschlag nahm der Vater an und bestimmte mit ihnen den 
Tag der Rückkehr. Die Zwerge aber gereute es, daß sie des Knaben 
Dienst so teuer erkaufen sollten; sie redeten deshalb mit dem Riesen, 
daß, wenn er nicht an dem bestimmten Tage nach seinem Sohne käme, 
es ihnen erlaubt sein sollte, diesem den Kopf abzuhauen. Auch diese 
Bedingung nahm der Vater an und wollte nun heimfahren. 
Zuvor rief aber Riese Wate seinen Sohn Wieland zu einem 
Zwiegespräch hinaus vor den Berg. Da redeten sie noch mancherlei 
unter sich. Riese Wate hatte ein Schwert, das nahm er und stieß 
es unter einem Reisighaufen in die Erde, so daß nichts davon 
zum Vorschein kam. Darauf sprach er zu Wieland: „Wenn ich 
nicht zu dem bestimmten Tage komme, der jetzt zwischen uns ver— 
abredet ist, und du Hilfe bedarfst, und die Zwerge dir ans Leben 
wollen, so nimm dieses Schwert und wehre dich männlich; denn besser 
ist solches, als von zwei Zwergen ermordet werden. Jedoch kann ich 
nicht anders denken, als daß ich an dem bestimmten Tage komme, 
wie verabredet ist.“ Damit schieden Vater und Sohn, und Riese 
Wate fuhr heim in seine Wohnung. 
Wieland aber ging in den Berg zu den Zwergen zurück und 
lernte nun noch einmal so viel als zuvor; er ließ nicht eher ab, bis
	        
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