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lands Vereinigung und Erstarkung zu hindern, war Frankreich in
den Krieg gezogen, und der Krieg selber mußte unsere kühnsten Hoff¬
nungen und heißesten Wünsche erfüllen. Da muß man sich wohl
an das alte Wort erinnern: Ihr gedachtet es böse zu machen, aber
Gott hat es gut gemacht.
Badens Fürst bringt im fremden Lande dem Kaiser das erste
Lebehoch aus; mit Glockengeläute, Kanonendonner und wehenden
Flaggen antwortet allerwärls die deutsche Heimat. Die Freude in
Deutschland über die Wiedererstehung des Reiches war um so
größer, als gleichzeitig sich auch allerlei Anzeichen des nahenden
Friedens bemerklich machten.
Am 28. Januar wurden den Deutschen die um Paris herum
liegenden Forts übergeben, und nunmehr sollten die Waffen ruhen.
Doch erst am 2. März konnten die vorläufigen Friedensbestimmun¬
gen vom Kaiser bestätigt werden. Der Abschluß des Friedens
selbst erfolgte dann am 10. Mai zu Frankfurt a. M.
Nach diesen Festsetzungen hatte Frankreich Deutsch-Lothringen
mit Metz sowie das ganze Elsaß, mit Ausnahme von Belfort, an
das Deutsche Reich abzutreten und außerdem fünf Milliarden
(5000 Millionen) Franken Kriegsentschädigung zu bezahlen. Bis
zur völligen Tilgung dieser Schul» bleiben einzelne französische Ge¬
bietstheile von deutschen Truppen besetzt.
Das ist das Ergebniß des größten Krieges, der jemals geführt
worden ist. Größere Demüthigung hat noch nie ein übermüthiger
Feind erfahren, als die französische Nation in diesem Riesenkampfe.
In 6 Monaten wurden 17 Schlachten geschlagen, 156 zum
Theil sehr blutige Gefechte bestanden, mehr als 20 Festungen, dar¬
unter die größten der Erde, Metz und Paris, genommen, 363,000
Mann, und 11,650 Offiziere in deutsche Gefangenschaft geführt,
über 6700 Geschütze und 120 Fahnen und Adler erbeutet. Auch
nicht eines einzigen Sieges konnte das französische Volk mit Recht
sich rühmen.
Möge der allmächtige Gott, der uns den Sieg gegeben, über
dem neuerftandenen Deutschen Reiche wachen, mögen Fürsten und
Völker des deutschen Liedes Wort nicht vergessen:
Traute deutsche Brüder höret
Meine Worte alt und neu:
Nimmer wird das Reich zerstöret,
Wenn ihr einig seid und treu!