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ist etwa so lang als der Nagel am kleinen Finger, davon kommt
ober nur die Hälfte auf den kugeligen Körper, die andere Hälfte
dagegen wird durch einen schmalen, lang herabgebogenen, harten
Rüssel gebildet, weshalb es Rüsselkäfer heißt. Die Brust macht
etwa den dritten Teil des Rumpfes aus und ist mit einem harten,
braungrauen Panzer gut verwahrt. Die zwei anderen Drittel kommen
auf den länglich runden, dicken Hinterleib, der oben die festen Flügel¬
decken trägt. Über dem harten Panzer hat das Käferlein noch ein
feines Pelzwams aus zarten, bräunlich-grauen oder gelblichen Här¬
chen. Das Köpfchen ist wie der Knopf einer feinen Nadel, klein
und rundlich. An ihm sitzen zwei schwarze Augen. Das sonder¬
barste am ganzen Käfer aber ist der Rüssel. Derselbe ist nicht etwa
wie bei dem Elefanten die lange Nase, sondern der vorderste Teil
des Kopfes selbst, sein sehr lang gezogenes Gesicht. Am untersten
Viertel desselben stehen die beiden dünnen Fühler, zusammengeknickt
wie ein Taschenmesser und auch eingerichtet, um sich in eine Furche
des Rüssels verbergen zu lassen. Diese Fühler haben wahrscheinlich
die doppelte Arbeit des Riechens und des Hörens zu versehen. Ganz
am vordersten Ende befindet sich der Mund. Ist der Rüssel schon
so fein wie ein Haar, so ist natürlich der Mund in ihm noch viel
feiner, und die Zähnchen, welche sich links und rechts an ihm be¬
finden, lassen sich nur durch ein gutes Vergrößerungsglas wahr¬
nehmen, sind aber doch scharf und kräftig genug, um die Speise so
zu zerkleinern, daß sie ihren Weg durch den dünnen Rüssel nach
dem Magen nehmen kann. Das Käferlein benagt die grüne,
fleischige Masse zwischen den Adern der Haselnußblätter, desgleichen
die zarten jungen Knospen.
Wenn das Weibchen Eier legen will, kriecht es langsam an
dem Zweige des Haselnnßstrauches empor. Wir treten näher, um
zuzuschauen. Vorsichtig müssen wir aber sein: denn stoßen wir an
den Busch oder erschüttern wir ihn durch starkes Auftreten, so zieht
das furchtsame Tierchen alle sechs Beine an sich und fällt vom hohen
Zweige herab, unbekümmert wohin. Von Blatt zu Blatt rollt es
bis ins hohe Gras und zwischen die Kräuter, Blumen und dürren
Halme unten. Dort könnten wir lange suchen, ehe wir's fänden;
denn bei seiner runden Gestalt und braungrauen Farbe ähnelt es
einem Krümchen Erde. Auch bleibt es lange unbeweglich liegen,
bis nach seinem Dafürhalten alles wieder sicher ist, cs hat ja nicht
viel zu versäumen. Am anderen Tage werden wir den Käfer viel¬
leicht munter und wohlbehalten wieder auf demselben Zweige finden,
um sein angefangenes Unternehmen vollends auszuführen. Gemächlich
hebt er Bein um Bein und gelangt endlich zu einem Büschel junger
grüner Haselnüsse. Sie liegen noch verborgen in den fiederspaltigen