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117.
Im Herbste.
, 1. Der Herbst ist da. Im grauen Nebelkleide,
dicht eingehüllt, liegt Wald und Flur und Strom.
Noch dringt hindurch, wenn auch nach langem Streite,
die Sonne siegreich an dem Himmelsdom.
2. Doch locket sie mit ihrem milden Strahle
kein Blümlein aus der Erde Schoß hervor.
Das Leben schwindet nun aus Berg und Thale,
verstummt ist auch der Vögel muut'rer Chor.
3. Verödet stehen rings umher die Felder,
sie haben ihren Segen dargebracht.
In Gold und Purpur prangen nun die Wälder,
doch kurz nur währt auch diese Farbenpracht.
4. Bald fährt der rauhe Nord durch Busch und Heide,
und Blatt um Blatt wird ihm zuni leichten Raub;
entblößt sind Baum und Strauch vom bunten Kleide,
es raschelt unterm Fuß das dürre Laub.
5. Dann kalter Reif nur in den kahlen Gipfeln,
und die Natur will nun zur Ruhe geh'n.
Doch hör' ich's leise rauschen in den Wipfeln,
das Trosteslied vom frohen Aufersteh'n.
A. Föhre.
118.
Die Krerizzüge.
Schon seit den ältesten Zeiten der Christenheit war es eine
fromme Sitte, nach dem gelobten Lande zu wallfahren und an den
heiligen Stätten zu beten. Seitdem Konstantin der Große, der
erste christliche römische Kaiser, und seine Mutter Helena eine pracht¬
volle Kirche über dem Grabe Christi hatten erbauen lassen, wurden
solche Pilgerfahrten häufiger. Selbst als das Land unter die Herr¬
schaft der Araber kam, nahm die Zahl der Pilger nicht ab; denn
die Araber freuten sich des Vorteils, den ihnen der Besuch so vieler
Fremden brachte, und ließen daher den Patriarchen von Jerusalem und
die christliche Gemeinde ungekränkt. Als aber im Jahre 1076 die
Seldschucken, ein rohes, türkisches Volk, diese Länder erobert hatten,
kamen Klagen über Klagen nach Europa, daß die andächtigen
Wallfahrer grausam mißhandelt und die geweihten Stätten in em¬
pörender Weise beschimpft würden.
Im Jahre 1094 erschien vor dem Papste Urban II. ein
Einsiedler, Peter von Amiens, der von einer Wallfahrt nach