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121. überfall und Plünderung von Sommerhausen.
geschaut, habe der Wächter und sein Sohn Klaus am Boden gelegen,
der Klaus sei voll Blut gewesen und habe kein Lebenszeichen mehr
gegeben, sein Vater aber sei mit einem Pferdegurt gebunden gewesen,
habe auch geblutet und geächzt. Neben dem Feuer hätten zwei Kroaten
gekauert und hätten die Suppe ausgegessen, die sich die beiden Wein—
berghüter gemacht. Wie sie ihn, den Knaben, erblickt, seien sie auf—
gesprungen, hälten ihn verfolgt und geschossen Auf den Schuß wäre
ein Reitertrupp daher gesprengt und ihm nachgeeilt. Da er aber einen
guten Vorsprung gehabt, sei er doch vor ihnen ins Tor gekommen, wo
der alte Wachter Veit schon auf ihn gewartet.
Ich führte den Knaben schnell ins Schulhaus, schärfte meinen
Ceuten ein, das Tor zu schließen und das Haus nicht zu verlassen, und
eilte dann spornstreichs dem Kriegshaufen nach zum gräflichen Schlosse.
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Auf der Straße vor dem Schloß, in dem sich auch die gräfliche
Kellerei befand, hatte sich inzwischen die ganze Bürgerschaft versammelt
und schaute erschreckt dem Unfuge zu, den das Kriegsvolk irieb Auf⸗
gẽebrochene Kisten zerschlißte Betten und zerschlagene Fässer lagen im
Hof umher. Während die einen in dem Schlosse und der Kellerei waren, in
Zimmern und Stuben herumhantierten, die Schlösser zersprengten und
jeden Winkel durchstöberten, standen die anderen mit bloßem Degen im Hof,
ranken den Wein aus ihren Sturmhauben und ließen die Fässer im Zofe
auslaufen. Wieder andere banden die geraubten Sachen in Bündel, be
luden damit ihre Pferde und fluchten und zankten so gotteslästerlich, daß
der schöne Schloßhof in einen Höllenpfuhl verwandelt zu sein schien
Jeht zerrten der Hauptmann Paradeiser und einige seiner Spießgesellon
den Amtmann aus dem Hause in den Hof und traktierten ihn dabei
sämmerlich mit Fußtritken und Kolbenstößen. „Wo ist das Geld d schrien
sie durcheinander, „wo sind die tausend Taler, die Ihr gestern von Würz
burg mit heimgebracht ? Her damit, Ihr alter CLeuteschinder, oder wenn
Ihr noch länger Ausflüchte mächt, wollen wir Riemen aus Eurer Haut
schneiden!“ — Der Amtmann bat um Barmherzigkeit; sie möchten's
ihm zugute halten, daß er seine Pflicht tue, das Geld sei nicht sein,
sondern der gräflichen Herrschaft, das er nimmer und nimmer hergeben
dürfe. Der Hauptmann aber warf ihn zu Boden, kniete ihm auf die
Brust, zerrte ihm die Halskrause auseinander, und indem er ihm den
Degen auf die Rehle sehte, schrie er mit shrecklicher Stimme Voch
ein Vaterunser lang geb ich Euch Zeit; wollt Ihr dann nicht bekennen,
fährt Euch mein Degen in den Hals, so wahr ich Nikol Paradeiser heißel⸗
Jedermann sah, daß es Ernst sei; denn an Erbarmen war bei dem
grimmigen Menschen nicht zu denken. Unter dem steifen Schnauzbärt
quoll ihm der Geifer hervor und tropfte auf den Amtmann, der sich